Alkoholentzug zweiter Tag
Die Anfangsphase eines Entzugs gibt man häufig in Stunden an, statt in Tagen. Dies ermöglicht eine feinere Unterteilung. In dieser Form wird das Zeitfenster, in welchem normalerweise mit Entzugserscheinungen zu rechnen ist, mit bis zu 50 Stunden angegeben. Ihren Höhepunkt erreichen die Beschwerden allermeist in einem Zeitraum zwischen 10 und 30 Stunden. Nach 40 bis 50 Stunden ebben sie allmählich wieder ab.
Die Entgiftungsphase des Alkoholentzugs
Die auf diese Weise umrissene Anfangsphase des Entzugs ist vom vollständigen Abbau des Suchtmittels im Körper gekennzeichnet. Bei Alkohol bedeutet das: Er wird – unter Ausbleiben erneuten Konsums – solange verstoffwechselt und ausgeschieden, bis nichts mehr hiervon im Körper vorhanden ist. Diese Phase nennt man deshalb auch Entgiftung. Ist der Körper allerdings an die regelmäßige Zufuhr von Alkohol gewöhnt, führt das plötzliche Ausbleiben der üblichen Trinkmenge zu den bereits eingangs angeschnittenen Entzugserscheinungen. Diesen Komplex möglicher Symptome und Beschwerden bezeichnet man als Alkoholentzugssyndrom.
Mögliche Entzugserscheinungen während der Entgiftung
Das Spektrum der möglichen Symptome beinhaltet eine ganze Reihe recht unspezifischer Erscheinungen, wie zum Beispiel: allgemeines Unwohlsein, Schwäche, Appetitmangel, Mundtrockenheit, vermehrtes Schwitzen, Juckreiz, Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Reizbarkeit sowie Überaktivität und innere Unruhe. Auch Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfällen treten häufiger auf. Ebenso sind Herzkreislaufreaktionen mit schnellem Puls und erhöhtem Blutdruck möglich.
Zudem kann es zu neurologisch bedingten Auffälligkeiten kommen, wie zum Beispiel: Zitteranfälle, unwillkürliche rhythmische Bewegungen (z. B. Auge), eine Erweiterung der Pupillen sowie Störungen in den Bereichen von Artikulation, Bewegung und Koordination und Körperempfindung (z. B. Taubheitsgefühle). Selbstverständlich bleibt auch die psychische Befindlichkeit nicht von Auswirkungen verschont. In diesen Bereich fallen Erscheinungen, wie zum Beispiel: Angstattacken, erhöhte Aggressivität, depressive Verstimmungen sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
Schließlich kann sich in Bewusstseinsstörungen, Desorientierung und Verwirrtheit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und epilepsieartigen Krampfanfällen die seltenere (unter 5% der Patienten) aber zugleich auch schwerste Entzugskomplikation einstellen. Sie wird als Delirium tremens (kurz: Delir) bezeichnet und tritt typischerweise in den ersten 12 – 48 Stunden auf. Im Rahmen dessen kann sich eine lebensbedrohliche Krise mit Kreislaufkollaps entwickeln. Bei rechtzeitiger Diagnose und angemessener intensiv-medizinischer Behandlung kann diese Krise aber in den meisten Fällen überwunden werden.
Faktoren, die auf die Entzugssymptomatik Einfluss nehmen
Die möglichen Symptome eines Alkoholentzugssyndroms sind also sehr breit gefächert und zu einem nicht unerheblichen Teil recht unspezifisch. Ohne einschlägige und entsprechende Anamnese (Krankenvorgeschichte) wird man darin nicht automatisch die typischen Anzeichen für eine Entzugssymptomatik erkennen. Ob und inwieweit es zu den hier beschriebenen Entzugserscheinungen – vor allem in ihrer schwersten Ausprägung als Delir – kommt, hängt von einer ganzen Reihe an Faktoren ab. Hierzu zählen zum Beispiel:
- die Dauer des suchtmäßigen Konsums;
- die Höhe der hierbei regelmäßig zugeführten Trinkmenge;
- die körperliche und psychische Verfassung des jeweils Betroffenen;
- eine eventuell bereits eingetretene Schädigung zum Beispiel der Leber, des Herz-Kreislaufsystems oder etwa des Gehirns;
- unter Umständen vorliegende Begleiterkrankungen;
- die individuelle Verträglichkeit des Alkohols und seines plötzlichen Entzugs sowie das Ansprechen auf gegebenenfalls während des Entzugs verabreichte Medikamente,
- das Ausmaß aufgetretener Entzugserscheinungen während eines früheren Entzugs.
Je mehr dieser Faktoren ihren Einfluss ausüben, desto eher ist ein stationär durchgeführter Entzug zu empfehlen. Denn hier lassen sich die Symptome eines Alkoholentzugssyndroms in aller Regel gut behandeln und lindern. Vor allem kann im Bedarfsfall jederzeit schnell eingegriffen und reagiert werden. Dies eröffnet eine gute Aussicht, dass es zum Beispiel zu einem Delir erst gar nicht kommt.