Was ist eine Entgiftung?
Bei einer Entgiftung handelt es sich um den rein körperlichen Entzug vom Alkohol, der in der Regel unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden sollte. Darunter fällt in erster Linie die Behandlung von körperlich-neurologischen Ausfallerscheinungen und weiteren Symptomen, die aufgrund des Entzugs auftreten können. Während der Entgiftung, bei der vollständig auf Alkoholeinnahme jeglicher Art verzichtet wird, sorgen die Ärzte dafür, dass mögliche Komplikationen vermieden werden. Zudem gilt es, die Vitalfunktionen sicherzustellen und auftretende Entzugserscheinungen zu reduzieren bzw. zu lindern. Dies geschieht häufig durch die Einnahme entsprechender Medikamente wie z. B. Benzodiazepine (Beruhigungsmittel), die die Entgiftung für den Patienten weitaus erträglicher machen.
Wie lange die Phase der Entgiftung dauert, hängt von der Schwere der Entzugserscheinungen sowie der psychischen und körperlichen Begleiterkrankungen ab. Daher wird die genaue Behandlungsdauer individuell festgelegt und kann sich von Patient zu Patient unterscheiden. Meist dauert es aber etwa ein bis zwei Wochen, bis der Körper vollständig vom Alkohol befreit ist. Im Anschluss daran folgt dann der qualifizierte Entzug sowie die mehrwöchige Phase der Entwöhnung als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation. Hierbei geht es darum, mit Hilfe von Psycho-, Sport- und Bewegungstherapie sowie weiteren unterstützenden Maßnahmen die langfristige Alkoholabstinenz erfolgreich anzubahnen.
Wann ist eine ambulante Entgiftung sinnvoll?
Grundsätzlich kann die körperliche Entgiftung sowohl stationär in einer entsprechenden Einrichtung bzw. im Krankenhaus erfolgen als auch ambulant. Letzteres sollte allerdings nur dann in Betracht gezogen werden, wenn der behandelnde Arzt davon ausgeht, dass nicht mit schweren Entzugserscheinungen und gefährlichen Komplikationen zu rechnen ist. Das trifft in der Regel auf Patienten mit einer weniger stark ausgeprägten Alkoholabhängigkeit zu.
Außerdem ist eine ambulante Entgiftung auch nur dann sinnvoll, wenn sich der Patient an bisherige Absprachen und Regeln mit dem Arzt bzw. Therapeuten gehalten hat. Dann ist davon auszugehen, dass dieses Verhalten auch während der Entgiftung gezeigt wird und somit die Chance besteht, sie erfolgreich zu bewältigen. Dabei spielt aber auch das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle: Kann sich der Patient auf die Unterstützung seiner Familie, Freunde oder Bekannten verlassen, erhöht auch das die Chance auf eine gelingende ambulante Entgiftung. Befindet er sich hingegen in Gesellschaft von Personen, die ebenfalls mit einem Suchtproblem zu kämpfen haben, wirkt sich dieser Umstand in vielen Fällen sehr negativ auf den Erfolg des Alkoholentzugs aus.
Ablauf der Entgiftung in Krankenhäusern und Kliniken
Für wen eine ambulante Entgiftung – aus welchen Gründen auch immer – nicht in Frage kommt, hat die Möglichkeit, sie stationär in Krankenhäusern oder Kliniken durchführen zu lassen. Insbesondere beim Risiko deutlicher Entzugserscheinungen, bei mangelnder Unterstützung des sozialen Umfelds sowie bei erschwerenden gesundheitlichen Rahmenbedingungen ist eine stationäre Entgiftung empfehlenswert.
In vielen Kliniken und Krankenhäusern nimmt die Entgiftung mit anschließenden Nachbehandlungen im Rahmen des Qualifizierten Entzugs und der Entwöhnungsphase mehrere Wochen, manchmal auch Monate in Anspruch. In dieser Zeit gilt es zunächst, vollständig auf Alkohol zu verzichten. In Absprache mit qualifizierten Ärzten erfolgt dies unter Einnahme unterstützender Medikamente wie beispielsweise Benzodiazepinen, die die auftretenden Entzugserscheinungen für den Patienten lindern sollen. Zu den häufigsten Symptomen während der körperlichen Entgiftung zählen Kopfschmerzen, Durchfall, Zitteranfälle und starkes Schwitzen bis hin zu epileptischen Anfällen, Delirium, Depressionen und Panikgefühlen. Mit Hilfe der Medikamente kann dem aber entgegengewirkt werden, was einen Entzug nicht nur erträglicher macht, sondern gleichzeitig auch die Chance auf eine dauerhafte Entwöhnung erhöht. Denn wer es schafft, dem sogenannten „Craving“ zu widerstehen, also dem Zwang, wieder trinken zu wollen/müssen, hat auch gute Chancen, dies nach der Entzugsbehandlung fortführen zu können.
In vielen Kliniken wird die stationäre Behandlung von Einzel- und Gruppentherapien begleitet. Außerdem kommen weitere Maßnahmen, wie Sport- und Bewegungsprogramme oder achtsamkeitsbasierte Therapien, zum Einsatz. Diese Angebote können aber von Klinik zu Klinik variieren. In manchen Fällen ist es außerdem notwendig, im Anschluss an die Entzugs- und Entwöhnungsphase eine Adaptionsbehandlung durchzuführen: Hat ein Patient mit weiteren Problemen wie Arbeitslosigkeit, sozialer Desintegration oder Wohnungslosigkeit zu kämpfen, erhält er dann auch in diesen Belangen Unterstützung.
Wichtig ist in erster Linie zu verstehen, dass es mit der reinen körperlichen Entgiftung noch lange nicht getan ist: Zwar handelt es sich dabei um einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung, doch sind die begleitenden bzw. anschließenden Therapien mindestens genauso wichtig.
Die Entgiftung in Krankenhäusern und Kliniken endet dann zumeist mit der Erarbeitung eines konkreten Plans, der dem Patienten auch nach Beendigung der Therapie als Orientierung und Stütze dient. Die erarbeiteten Strategien können dann im Alltag angewendet werden und helfen dabei, Rückfälle zu vermeiden und dauerhaft abstinent zu bleiben.
Entgiftung vom Alkohol in NRW
Im Zuge der Anerkennung von Alkoholabhängigkeit als Krankheit haben sich entsprechende Einrichtungen in ganz Deutschland, u.a. auch in NRW, etabliert. Entgiftungstherapien werden nicht nur von diversen Krankenhäusern angeboten, sondern auch von einer Reihe bewährter Kliniken. Hilfe bei der Suche bietet beispielsweise der Hausarzt, der auch für die Einweisung zuständig ist. Außerdem können sich Betroffene auf den Internetseiten der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. oder auch der Landesstelle Sucht NRW nach passenden Einrichtungen erkundigen.
Ist eine stationäre Entgiftung mit Kind möglich?
Viele Alkoholabhängige sehen sich bei der Suche nach einer stationären Entgiftungsbehandlung mit dem Problem der Kinderbetreuung konfrontiert. Doch meist kann hier Entwarnung gegeben werden: In den häufigsten Fällen ist die Mitnahme sogenannter „Begleitkinder“ grundsätzlich möglich. Das Kind wird dann zusammen mit Mutter oder Vater in der Klinik untergebracht und während der Therapieeinheiten der Eltern professionell betreut, sodass seine Versorgung sichergestellt ist. Je nach Einrichtung kann das Alter des Kindes, das es für die Mitaufnahme berechtigt, unterschiedlich hoch sein – das gilt es dann fallweise zu erfragen.
Ist eine stationäre Therapie mit Hund möglich?
Für viele Betroffene stellt der eigene Hund eine große Stütze im Leben dar: Sie können sich auf ihren treuen Gefährten verlassen und verbinden in der Regel überwiegend positive Erlebnisse mit ihm. Damit sie auf diese Unterstützung während des Entzugs nicht verzichten müssen, ist in vielen Fachkliniken eine stationäre Therapie mit Hund möglich. Auch in diesem Fall sind der Hausarzt oder die Suchportale der Landesstelle Sucht NRW und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. die richtigen Anlaufstellen für die Erkundigung nach entsprechenden Kliniken. Der eigene Hund steht einem erfolgreichen Alkoholentzug also nicht im Wege – sondern kann stattdessen eine hilfreiche Begleitung sein.