In den meisten Fällen dauert es verhältnismäßig lange, bis eine Kokainsucht tatsächlich bemerkt wird. Häufig sind es dann in erster Linie auch die Angehörigen oder Freunde des Abhängigen, denen beispielsweise gravierende Verhaltensveränderungen oder auch finanzielle Schwierigkeiten auffallen – der Betroffene selbst ist sich seines Problems zu diesem Zeitpunkt oft noch gar nicht bewusst. Grund dafür ist, dass die körperlichen Entzugserscheinungen beim Verzicht auf Kokain weniger deutlich spürbar sind, als es bei anderen Drogen der Fall ist. Oftmals müssen Kokainsüchtige daher von der Notwendigkeit einer Beendigung des Konsums bzw. Behandlung ihrer Sucht zunächst überzeugt werden. Wird dann mit einem qualifizierten Entzug begonnen, benötigen viele Kokainsüchtige auch regelmäßig die Unterstützung und Motivation von Familie oder Freunden, um „am Ball zu bleiben“.
Der suchtmedizinische Entzug kann dann ambulant, teilambulant oder stationär durchgeführt werden und wird in der Regel medikamentös begleitet – insbesondere bei schwerwiegenden Entzugserscheinungen. Eine Einschätzung von Suchtexperten oder vom Hausarzt ist daher unabhängig vom Konsumstadium oder Suchtgrad dringend zu empfehlen.
Ist der Betroffene allerdings noch nicht abhängig, sondern bewegt sich lediglich im gefährdeten Bereich, kann ein Entzug auf eigene Faust vielleicht noch gelingen. Dennoch sollte auch hier auf die Unterstützung von Freunden, Familie und Beratungsstellen zurückgegriffen werden.
Gibt es Tipps für den Kokainentzug?
Kokain beeinflusst das gesamte Nervensystem und verursacht bei regelmäßigem Konsum und im Rahmen des Entzugs Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit sowie depressive Phasen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Betroffene einige Zeit braucht, um sich dazu durchzuringen, sich mit dem Thema Kokainentzug zu beschäftigen – geschweige denn einen kräftezehrenden Entzug anzugehen. Umso wichtiger ist es, Unterstützung von Freunden, der Familie oder Bekannten und insbesondere auch Ärzten (z.B. dem Hausarzt) in Anspruch zu nehmen. Denn gemeinsam ist es oft leichter, die weiterführenden Schritte einzuleiten. Dabei sollte auch ein regelmäßiger Austausch zwischen dem Betroffenen und seinem nächsten Umfeld stattfinden, um die Personen, die ihm während des Entzugs tatkräftig zur Seite stehen, auf dem neuesten Stand zu halten. Dazu zählt beispielsweise, diejenigen über alle laufenden Maßnahmen, Fortschritte und auch mögliche Rückschläge zu informieren. Denn nur so kann die persönliche Unterstützung des eigenen Umfeldes positiv zum Erfolg eines Entzugs beitragen.
Welche Tipps gibt es noch für einen gelungenen Kokainentzug?
Insbesondere bei ambulanten oder teilambulanten Therapien verbringt der Patient viel Zeit zu Hause. In diesem Fall gilt es in erster Linie, das Auftreten von Langeweile zu vermeiden, denn: Wer nichts mit sich anzufangen weiß, wird schneller schwach und greift womöglich wieder zu „seiner“ Droge! Aus diesem Grund ist es wichtig, für ausreichend Ablenkung zu sorgen und seinen Alltag gut durchzuplanen. Hier können beispielsweise Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen dazu beitragen, den Alltag mit therapiebegleitenden Maßnahmen (z.B. Gruppentherapie, Achtsamkeitstherapie) abwechslungsreich zu gestalten. Weitere Informationen dazu bieten neben den örtlichen Sozial- und Gesundheitsämtern beispielsweise auch das Blaue Kreuz oder die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege (Diakonie, Caritas etc.). Für viele Suchtkranke sind auch Entspannungsübungen ein gutes Mittel, um während des Entzugs Kraft zu tanken und durchzuhalten. Außerdem kann es hilfreich sein, sich selbst immer wieder vor Augen zu führen, dass man mit Antreten des Entzugs schon den ersten wichtigen Schritt geschafft hat und es sich deswegen auch lohnt weiterzumachen, statt aufzugeben!
Verlauf eines Kokainentzugs
Weil es sich bei sämtlichen Suchterkrankungen inzwischen um anerkannte Krankheiten handelt, hat jeder Betroffene auch das Recht auf eine angemessene medizinische Behandlung – und somit auch auf einen Entzug. Dieser findet in darauf spezialisierten Fachkliniken, teilweise auch in entsprechenden Krankenhäusern, statt und gliedert sich in der Regel in folgende fünf Phasen:
- die Entgiftung, bei der es zunächst darum geht, den Körper vom Suchtmittel zu „befreien“;
- der qualifizierte Entzug, der sozusagen eine „verbesserte Form“ der reinen körperlichen Entgiftung darstellt und in dessen Verlauf neben der Behandlung der Entzugssymptome zusätzlich unterstützende Maßnahmen wie Psychotherapie oder Sport- und Bewegungstherapie hinzugezogen werden. Auch geht es darum, die Ursachen für die Suchterkrankung ausfindig zu machen und ihnen entgegenzuwirken. Diese Kombination aus Behandlung der Entzugssymptome und begleitender therapeutischer Auseinandersetzung mit der eigenen Sucht verbessert die Prognose hinsichtlich einer dauerhaften Abstinenz erheblich, verglichen mit der alleinigen körperlichen Entgiftungsbehandlung.
- die Entwöhnungsphase als medizinische Maßnahme der Rehabilitation, während der der Betroffene wieder zu seiner alten Leistungsfähigkeit zurückfinden soll;
- die bedarfsweise sich anschließende Adaptionsbehandlung als zweiter Teil der Rehabilitation, in der es verstärkt darum geht, wieder in Alltag, Beruf und soziales Leben integriert zu werden;
- die Nachsorgebehandlung, die dafür sorgen soll, dass die erlernten Verhaltensweisen und Maßnahmen im Alltag dann auch langfristig umgesetzt und stabilisiert werden können.
Insbesondere beim Kokainentzug ist die psychische Abhängigkeit des Betroffenen vom Suchtmittel nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grund kommt es im Verlauf des gesamten Entzugs (oft auch noch danach) zum sogenannten „Craving“, dem starken Verlangen nach dem Kokain. Diesen „psychischen Druck“ gilt es dann unter Kontrolle zu bringen und Kompetenzen zu entwickeln, mit Hilfe derer man auch in schwierigen Situationen zurechtkommt – und zwar ohne den „Beistand“ der Droge“! Ein wichtiger Halt kann in dieser Zeit auch die Unterstützung von Familie und Freunden sein, die den Betroffenen immer wieder zum Durchhalten motivieren – auch, wenn es gerade schwerfällt. Denn: Nur, wer wirklich gewillt ist, einen Entzug zu schaffen und das Ziel verfolgt, dauerhaft abstinent zu werden, hat auch die Chance dazu!
Während eines Kokainentzugs werden erfahrungsgemäß drei unterschiedliche Phasen durchlaufen, die alle von unterschiedlichen Entzugssyndromen begleitet werden. Gerade dann, wenn über eine lange Zeit hinweg hohe Dosen von Kokain konsumiert wurden, machen sie sich bereits kurz nach Absetzen des Stoffs bemerkbar:
- In dieser ersten Phase, der sogenannten Crash-Phase, erleidet der Betroffene eine Art Zusammenbruch, der unter anderem von depressiven Verstimmungen, Energielosigkeit, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, (starker) Dysphorie (Störung des emotionalen Erlebens – bedrückte, missmutige Grundstimmung) und Schlafstörungen geprägt ist.
- Die anschließende Entzugsphase kann zwischen einer bis hin zu mehreren Wochen dauern. Kennzeichnend hierfür ist das ausgeprägte Verlangen nach Kokain („Craving“), begleitet von ähnlichen Symptomen wie in der ersten Phase, nur dass sie diesmal noch stärker sind. Hinzu können beispielsweise Angstzustände, Schuldgefühle und Wutausbrüche kommen.
- In der darauffolgenden Löschungsphase, die sich über einen Zeitraum von bis zu zehn Wochen erstreckt, lassen die meisten der Entzugssyndrome zwar langsam nach, können allerdings jederzeit erneut auftreten. Typisch sind etwa auch Albträume von Rauscherlebnissen und erlebtem Drogenkonsum als Zeichen der psychischen Verarbeitung.
Da auch nach Ablauf dieser drei Phasen psychische Beschwerden (z.B. Selbstmordgedanken) auftreten können, ist zu einem suchtmedizinisch und psychotherapeutisch begleiteten Kokainentzug zum Beispiel in einer Fachklinik dringend zu raten!