Kokainsucht, Angehörige und soziales Umfeld
Es ist schwer, an dieser Stelle Angehörigen allgemeingültige Tipps für die richtige Strategie im Umgang mit dem Kokainsüchtigen zu geben. Dafür ist jeder Fall viel zu individuell gelagert. Hilfreich sind aber in jedem Fall fachlich fundierte Information über die Sucht und die eigene Rolle in diesem Prozess. Eine gute Anlaufstelle hierfür sind die Drogen- und Suchtberatungsstellen vor Ort. Ein speziell auf die Bedürfnisse und Nöte der Kinder ausgerichtetes Hilfsangebot bietet NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V..
Beziehung mit einem Kokainsüchtigen
Der folgende Post (redaktionell bearbeitet zur besseren Verständlichkeit) wirft ein bezeichnendes Licht auf typische Probleme, die sich in einer Beziehung mit einem Kokainsüchtigen ergeben:
Ich habe vor ein paar Wochen erfahren, dass mein Mann seit ca. 3 Jahre kokst (nach eigenen Angaben 3g pro Woche). Einige Freunde und Arbeitskollegen wussten Bescheid, versuchten oft mit ihm zu reden oder ihn unter Druck zu setzen. Sie ernteten nur Lügen und Ausflüchte. Erst als (…) ich ihn mit einem positiven Substanztest konfrontierte, war er geständig. Zunächst bagatellisierte er die Sache und log weiter, um sein Gesicht zu wahren. Doch er stoppte den Konsum nach zwei Tagen (THC und Alkohol konsumiert er weiterhin täglich, allerdings in erträglichen Maßen), suchte das offene Gespräch mit Freunden und Kollegen und entschuldigte sich. Er freut sich sehr über sein neues Lebensgefühl, geht wieder seinen Hobbys nach, kümmert sich um die Familie (wir haben drei Kinder) und ist einfach wieder ‚da‘. Er sagt, dass er weder Entzug noch Craving verspüre, es sei schrecklich gewesen und er sei froh, dass es nun vorbei sei.
Eigentlich müsste ich mich freuen und glücklich sein, doch ich habe fast das Gefühl, als würde ich jetzt seinen Entzug durchmachen: depressive Tage, Wut, Verzweiflung, Traurigkeit darüber, wie wir die letzten Jahre gelebt haben. Ich habe versucht, mit Kälte, Spannung, Aggressivität, Gesprächsverweigerung, überzogenen Forderungen, Großkotzigkeit und Vulgärsprache zurechtzukommen. Ich habe vieles auf mich bezogen und war auf dem Holzweg. Wir hatten massive Geldprobleme, wir mussten die Kredite für seine Selbstständigkeit umfinanzieren. Ich habe gerechnet, organisiert, gespart, solange er jeden Monat 1000 Euro auf die Seite brachte, kein Interesse an finanzieller Planung zeigte und mir ein schlechtes Gewissen machte, er würde sich durch das Geldgerede als Versager fühlen. (…) Aber wie kann ich einen Menschen schätzen und begehren, so wie er es braucht und wünscht, der mich so hintergangen hat? Das tiefe Vertrauen und die Geborgenheit in der Partnerschaft sind gestört. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen kann.
Im folgenden Threat werden Zweifel laut, dass jemand nach drei Jahren regelmäßigen und hochdosierten Konsums ohne Hilfe von außen aus der Sucht kommen kann. In der Tat endet der Threat mit dem folgenden Post:
Mein Mann hat drei Monate durchgehalten, in denen der Alkohol- und THC-Konsum deutlich gestiegen sind und wir deshalb in Streit geraten sind. Vor kurzem hatte er einen Rückfall, den er aber leugnet. Leider gehört zu dieser Erkrankung Verleugnung sich selbst und anderen gegenüber, Kontrollverlust, Schuldzuweisungen an andere und Substanzwechsel.
(Quelle: https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/)
Kokainsucht und Angehörige
Der britische Psychologe Jim Orford hat mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Situation Angehöriger von Suchtkranken untersucht und einen Fachartikel darüber veröffentlicht. Sein Fazit: „Abhängigkeit in der Familie ist weltweit eine zentrale, aber häufig missachtete Ursache für den Gesundheitszustand von Erwachsenen.“ Missachtet deshalb, weil Angehörige meist nicht als krank und hilfsbedürftig wahrgenommen werden. Dabei sind Kinder und Jugendliche mit einem suchtkranken Elternteil besonders anfällig für psychische Störungen. Außerdem ist ihre Entwicklung stark beeinträchtigt. Aufgrund häufiger Stimmungsschwankungen des suchtkranken Elternteils schweben sie oft zwischen übertriebenem Verwöhnen und Bestrafen. Einige Kinder entwickeln daraufhin Schuldgefühle sowie ein mangelndes Selbstwertgefühl bis hin zum Selbsthass. Auch die zahlreichen Konflikte zwischen dem suchtkranken und nicht abhängigen Elternteil sind belastend.
Dies führt bei den Kindern, aber auch bei dem nicht süchtigen Elternteil zu einem ausgesprochen widersprüchlichen Verhalten zwischen Verachtung und Sorge. Auch tragen die nahen Angehörigen aufgrund der mangelnden Zurechnungsfähigkeit des Suchtkranken oft die alleinige Verantwortung für das Wohlergehen der Familie – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch im Hinblick auf den Zusammenhalt. Es verwundert daher nicht, dass Angehörige von Abhängigen häufig unter Stress- und Belastungssymptomen (Depressionen, Angsterkrankungen, Ess- und Schlafstörungen) leiden. Dies macht Angehörige von Abhängigen natürlich auch selbst suchtanfällig.
Kokainsüchtige und sonstiges soziales Umfeld
So wichtig in dieser Situation die Hilfe und der Zuspruch von außen ist, so schwer fällt es Angehörigen von Abhängigen, die Suchtproblematik offen zu kommunizieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein häufig genannter Grund hierfür ist die Angst vor Unverständnis und Vorwürfen des sozialen Umfelds. Sollte sich zum Beispiel im Arbeitsumfeld des Suchtkranken bei Kollegen oder dem Arbeitgeber der Verdacht auf eine Abhängigkeit ergeben, sollte die Problematik offen und direkt aber auch zum richtigen Zeit und in der passenden Situation gegenüber dem Betroffenen angesprochen werden. Denn einfach weiterhin die Augen zu verschließen, wäre unter Aspekten, wie z. B: der Arbeitssicherheit, unverantwortlich sowie außerdem eine falsche Rücksichtnahme, die dem Betroffenen nicht weiterhilft. Wichtiger als Vorwürfe sind allerdings konstruktive Vorschläge zum Umgang mit der Situation. In vielen Unternehmen gibt es dazu heutzutage Betriebsvereinbarungen oder Suchtpräventionsprogramme. Auch die Krankenkassen und Rentenversicherungsträger sind – neben Suchtberatungsstellen – mögliche Anlaufstellen.
Nicht unbedingt aufhören müssen, aber auch nicht aufhören können.
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In vielen Fällen hat die mangelnde Zurechnungsfähigkeit eines Suchtkranken zur Folge, dass die Angehörigen die alleinige Verantwortung für die Familie zu tragen haben – sei es in Bezug auf die Finanzen oder den familiären Zusammenhalt. Angehörige von Kokainsüchtigen leiden deshalb oft unter Stress und psychischer Belastung, die sich in Form von Depressionen, Ess- und Schlafstörungen oder Angsterkrankungen äußern können. Häufig entsteht bei Angehörigen auch ein widersprüchliches Verhalten zwischen Verachtung und Sorge gegenüber dem Suchtkranken.
Da sich jeder Fall von Kokainsucht individuell gestaltet, können nur schwer allgemeine Tipps für den Umgang mit betroffenen Personen gegeben werden.
Immer hilfreich ist es jedoch, sich fundierte fachliche Informationen zur Kokainsucht einzuholen. Drogen- und Suchtberatungsstellen vor Ort bilden hier eine gute Anlaufstelle. Mehr dazu
Ergibt sich bei einem Arbeitnehmer der Verdacht auf eine Kokainabhängigkeit, sollte das offene Gespräch gesucht werden – nicht zuletzt aus Gründen der Arbeitssicherheit. Die Schwierigkeit besteht darin, die passende Situation und richtige Zeit für ein solches Gespräch zu finden.
Viele Unternehmen verfügen heutzutage über Betriebsvereinbarungen oder Suchtpräventionsprogramme. Neben Suchtberatungsstellen dienen auch Krankenkassen und Rentenversicherungsträger als mögliche Anlaufstellen.