Opiatabhängigkeit (Morphin/Morphium)
Im Zusammenhang mit dem Thema „Opiatabhängigkeit“ trifft man immer wieder auf die Begriffe „Opioide“, „Morphin“ und „Morphium“. Zum besseren Verständnis daher zunächst eine kurze Begriffsklärung: Die meisten werden Opiate als Obergriff für hochwirksame Schmerzmittel kennen. Es handelt sich hierbei in der Regel um halbkünstliche Ableitungen (halbsynthetische Derivate) aus Opiumalkaloiden. Letztere zählen zu den Hauptbestandteilen des aus der Opiumpflanze (Schlafmohn) gewonnenen Rohopiums. Das prominenteste Opium-Alkaloid wurde im 19. Jahrhundert erstmals zu pharmakologischen Zwecken isoliert und als Schmerzmittel unter dem Namen „Morphium“ auf den Markt gebracht. Die kürzere Bezeichnung „Morphin“ überwiegt heute. Neben den „Opiaten“ kommt oft auch der Terminus „Opioide“ zum Einsatz. Fachlich gesehen bezeichnen „Opioide“ natürliche und (semi-)synthetische Substanzen, die dem Morphin ähnliche Eigenschaften aufweisen. Umgangssprachlich werden die Begriffe „Opiate“ und „Opioide“ aber überwiegend synonym verwendet.
Ist die Opiatabhängigkeit in Deutschland vergleichbar mit der in den USA (mit Blick auf NRW)?
Nein! Das hängt zum einen mit der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) zusammen. Sie regelt das Verschreiben, die Abgabe und den Verbleib von Betäubungsmitteln. Hierunter fallen auch Opioid-haltige Schmerzmittel. Zum anderen dürfen rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland nicht beworben werden. Das bedeutet aber nicht, dass es hierzulande keine Probleme mit Opioiden gibt. Eine Studie aus dem Jahr 2018 schätzt die Zahl der Opioid-Abhängigen in Deutschland auf etwa 166.000, davon ca. 42.000 Frauen und 124.000 Männer. Damit nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen mittleren Rang ein.
Eine krisenhafte Zuspitzung wie in den USA ist aber nicht erkennbar. Denn die Anzahl derjenigen, die einem hochriskanten Opioid-Konsum verfallen sind, ist seit rund 20 Jahren relativ gleichbleibend. Allerdings sind der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) 50 neue synthetische Opioide gemeldet worden, von denen viele in Verbindung mit Überdosierungen, schweren Vergiftungen und Todesfällen gebracht werden. Dabei gibt eine von fünf Personen, die sich wegen eines Opioid-bedingten Problems behandeln lässt, nicht Heroin, sondern ein synthetisches Opioid als Primärdroge an. Unterschätzen darf man also die Gefahr nicht, dass auch bei uns der missbräuchliche Konsum von Opioiden auf den Vormarsch gelangt.
Für NRW wird die Zahl der Opioid-Abhängigen auf knapp 54.000 geschätzt. Das ist fast ein Viertel aller Opioid-Abhängigen in Deutschland. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, das NRW bei knapp 18. 000 000 Millionen Einwohnern das mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesland ist. Für den Vergleich mit anderen Bundesländern wird daher die Rate von opioid-abhängigen Personen pro 1.000 Einwohner zugrunde gelegt. Gemessen daran bewegt sich NRW mit 3,0 (zum Vergleich: Bremen 5,5, Brandenburg 0,1) im Mittelfeld. Insofern markiert diese Zahl keinen Ausreißer nach oben. Denn sie liegt in etwa auf dem Niveau der Rate für Gesamt-Deutschland.
Wie erkennt man Opiat-Abusus und Opiatabhängigkeit?
Eine Opioid-Abhängigkeit zu erkennen, ist nicht einfach. Denn offen zutage tretende Symptome zeigen sich nur in Fällen einer akuten Vergiftung (Intoxikation) oder eines Entzugssyndroms. Anzeichen einer Intoxikation sind z. B. sehr kleine Pupillen, blasse Haut, flache Atmung und schläfrige Bewusstseinslage. Ein Entzugssyndrom äußert sich z. B. in besonders weitgestellten Pupillen, Gähnen, Tränen, Nasenfluss, Schwitzen, Frieren, Zittern, Übelkeit, Erbrechen, unruhigen Beinen und Gereiztheit. Darüber hinaus hat der Arzt die Möglichkeit, außer nach Einstichstellen (z. B. aufgrund von entsprechendem Heroinkonsum) auch einen Nachweis von Opioiden über eine Urinuntersuchung zu führen.
Doch der Nachweis im Urin ist – für sich allein genommen – noch kein hinreichender Beleg für einen Missbrauch (Abusus) oder eine Abhängigkeit. Denn gerade bei Schmerzmitteln kann sich beides zunächst aus einem durchaus bestimmungsgemäßen Gebrauch heraus entwickeln. Erst mit der Zeit und schleichend rücken dann die stimmungsaufhellenden und bewusstseinsverändernden Nebenwirkungen (Euphorie, Zufriedenheit, Angstfreiheit, lustbetontes bis ekstatisches Erleben) der Opioide zunehmend in den Vordergrund. Da jedoch schon nach wenigen Verabreichungen ein rasanter Gewöhnungseffekt einsetzt, muss die initiale Dosis rasch gesteigert werden, um den anfangs empfundenen Kick zu wiederholen. Gleiches gilt für die Intervalle zwischen den Einnahmen. Sie müssen ebenso rasch verkürzt werden. Denn nicht minder schnell setzen bei zu langem Ausbleiben des „Nachschubs“ die bereits oben genannten Entzugssymptome ein. Was bei chronischem Missbrauch und Abhängigkeit dann bleibt, ist letztlich vor allem das In-Schach-halten der Entzugssymptomatik.
Damit zumindest der Arzt das zugrundeliegende Verhaltensmuster einer Opioid-Abhängigkeit „aufspüren“ kann, gibt es diagnostische Leitlinien. Sie sind in der sogenannten ICD 10 bzw. dem Nachfolger ICD-11 festgehalten.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang ICD 10?
Die ICD 10 bzw. 11 ist die amtliche Klassifikation von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland. Zum Abhängigkeitssyndrom im Hinblick auf psychoaktive Substanzen definiert die ICD 10 bzw. 11 acht Diagnosekriterien:
- unbändiges Verlangen nach der Substanz (craving);
- verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsums;
- Substanzgebrauch zur Linderung der Entzugssymptomatik;
- körperliches Entzugssyndrom;
- Toleranznachweis (Dosiserhöhung);
- außer Acht lassen von gesellschaftlichen Regeln (eingeengtes Verhaltensmuster);
- Vernachlässigung anderer Interessen; 8. anhaltender Konsum trotz eindeutig schädlicher Folgen.
Treffen mindestens drei dieser Kriterien zu, sind die Voraussetzungen für eine Diagnosestellung „Opioid-Abhängigkeit“ erfüllt.
Welche Therapie- und Substitutionsmöglichkeiten gibt es?
In Deutschland hat sich bei Opioid-Abhängigkeit neben der Entzugsbehandlung die Erhaltungsbehandlung (Substitutionsbehandlung) etabliert. Sie ist dem Laien vor allem im Zusammenhang mit der Verabreichung des Substitutionsmittels Methadon geläufig. Die Erhaltungsbehandlung ist Bestandteil der Suchttherapie und soll neben der Schadensminimierung (z. B. aufgrund illegalen Erwerbs und Konsums) vor allem zur Stabilisierung von Opioid-Abhängigen beitragen. Denn häufig ermöglicht erst dies den Zugang und Umstieg in eine Entzugsbehandlung mit dem Ziel der dauerhaften Abstinenz.
Eine Entzugsbehandlung im Sinne eine qualifizierten Entzugs umfasst neben der Entgiftung auch psychosoziale Therapieansätze zur Ergründung der Suchtursachen, weiteren Förderung von Stabilisierung und Veränderungsbereitschaft sowie Aufrechterhaltung der Abstinenz. Hieran können sich eine Entwöhnung- und Adaptionsbehandlung als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation sowie eine länger angelegte Nachsorge in Wohnortnähe anschließen. Alle Behandlungsoptionen sind in der Regel ambulant und/oder stationär durchführbar.
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Opiate werden als Obergriff für hochwirksame Schmerzmittel verwendet. Dabei handelt es sich normalerweise um halbsynthetische Derivate von Opiumalkaloiden, die ihrerseits zu den Hauptbestandteilen des aus Schlafmohn gewonnenen Roh-Opiums gehören. Das bekannteste Opium-Alkaloid ist das Schmerzmittel Morphium (geläufigere Bezeichnung: Morphin).
In der Umgangssprache wird der Begriff „Opioide“ oft als Synonym des Begriffs „Opiate“ verwendet. Fachlich gesehen handelt es sich bei den Opioiden jedoch um natürliche und (teil-)synthetische Substanzen mit morphinähnlichen Eigenschaften.
Eine Abhängigkeit von Opioiden ist in der Regel schwer zu erkennen, da sich Symptome nur im Falle einer akuten Intoxikation oder eines Entzugssyndroms bemerkbar machen. Zu den Anzeichen einer Intoxikation gehören beispielsweise blasse Haut, sehr kleine Pupillen oder flache Atmung. Ein Entzugssyndrom zeigt sich in weitgestellten Pupillen, Tränen, Nasenfluss, Frieren, Schwitzen, Zittern oder unruhigen Beinen. Ein Arzt kann Opioide mit einer entsprechenden Untersuchung über den Urin nachweisen. Mehr dazu
Eine Entzugsbehandlung in Form eines qualifizierten Entzugs umfasst in der Regel mehrere Phasen. Neben der Entgiftung werden auch psychosoziale Therapieansätze hinzugezogen. Zusätzlich findet eine Entwöhnungsbehandlung statt, die der medizinischen Rehabilitation dient. Im Anschluss erfolgt eine entsprechende Nachsorgebehandlung. Mehr dazu