Hilfe beim Entzug von Schlaftabletten
Wer erkannt hat, dass er unter einer Abhängigkeit leidet, aus der er alleine nicht mehr herausfindet, hat den ersten wichtigen Schritt bereits hinter sich. Vielen Betroffenen fällt genau das aber besonders schwer; sich selbst und auch anderen Personen gegenüber einzugestehen: Ja, ich habe ein Suchtproblem. Und ja, ich brauche Hilfe. Dabei kann es hilfreich sein zu wissen, dass es sich bei einer Abhängigkeitserkrankung gemäß internationaler Klassifizierung (ICD 10) um eine anerkannte, behandlungsbedürftige Krankheit handelt. Jeder Betroffene hat demnach gesetzlichen Anspruch auf eine entsprechende Behandlung mit dem Ziel der langfristigen Abstinenz.
Eine gute erste Hilfe beim Entzug von Schlaftabletten stellt der eigene Hausarzt, eine suchtmedizinische Ambulanz oder eine regional zuständige Suchtberatungsstelle dar. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei allen Anlaufstellen um kostenfreie Angebote, bei denen es vor allem darum geht, konkrete Maßnahmen in die Wege zu leiten, damit ein qualifizierter Entzug stattfinden kann. Unter www.suchthilfeverzeichnis.de beispielsweise finden Betroffene eine breite Auswahl an verschiedenen Hilfsangeboten in ihrer Region, die in Anspruch genommen werden können.
Ist der Entzug in einer Klinik sinnvoll?
Wie bei allen anderen Suchtmitteln auch, ist zu einem qualifizierten Entzug in einer entsprechenden Fachklinik dringend zu raten. Viele Betroffene spielen zunächst zwar mit dem Gedanken, ohne Hilfe von außen und stattdessen mit einem sogenannten „kalten Entzug“ ihre Abhängigkeit zu besiegen. Doch diese Entscheidung ist aus mehreren Gründen nicht zu empfehlen:
- Die Rückfallquote in diesen Fällen ist deutlich höher, weil die Patienten nicht mit unterstützenden Medikamenten behandelt werden, wie es normalerweise in einer Fachklinik geschieht. Sie mindern die auftretenden Entzugserscheinungen während des Absetzens erheblich und machen den Entzug dadurch um ein Vielfaches erträglicher.
- Bei jedem Entzug kann es außerdem jederzeit zu unerwarteten Komplikationen kommen, sowohl psychischer als auch körperlicher Natur, die zum Teil sogar lebensbedrohlich sein können. Wird der Entzug in einer Klinik durchgeführt, ist medizinisches Fachpersonal jederzeit verfügbar und kann „erste“ Hilfe leisten. Bei einem kalten Entzug zu Hause ist das in der Regel nicht so einfach möglich.
- Hinzu kommt, dass es bei einem qualifizierten Entzug in einer Klinik viele begleitende Therapiemaßnahmen gibt, die maßgeblich für einen langfristigen Erfolg des Entzugs sind. Beispielsweise wird den Ursachen für die Suchterkrankung in psychotherapeutischen Einzel- und Gruppensitzungen auf den Grund gegangen, Sport- und Bewegungsprogramme sorgen außerdem für eine bessere Selbstwahrnehmung und körperliche Fitness.
Aus diesen Gründen ist ein Entzug in einer Klinik auf jeden Fall sinnvoll und sollte dem kalten Entzug zu Hause in aller Regel vorgezogen werden.
Unterschied zwischen Entgiftung und Entwöhnung
Bei der Entgiftung handelt es sich um den ersten Schritt während eines qualifizierten Entzugs. Hierbei steht zunächst die „Befreiung“ des Körpers vom jeweiligen Suchtmittel und den darin enthaltenen Stoffen im Vordergrund.
Die Entwöhnung stellt dann den dritten Schritt des Entzugs dar und wird als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation bezeichnet. Jetzt geht es darum, den Betroffenen wieder in Job und Alltag einzugliedern, seine alte Leistungsfähigkeit wiederherzustellen und dafür zu sorgen, dass er all das auch ohne die „Unterstützung“ des jeweiligen Suchtmittels bewältigen kann.
Wie läuft der Entzug ab und wie lange dauert er?
Über die exakte Dauer des kompletten Entzugs kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden – sie kann je nach Schwere der Sucht, eventuell vorliegenden Begleiterkrankungen, psychischer Verfassung des Betroffenen und Verlauf der verschiedenen Phasen deutlich variieren. Fest steht aber, dass sich der Entzug in vier Phasen aufteilen lässt, die nach und nach durchlaufen werden:
- Die körperliche Entgiftung, bei der es darum geht, den Körper von allen schädlichen Stoffen des Suchtmittels zu befreien
- Der qualifizierte Entzug dient dazu, begleitend während der Entgiftung, mittels psychotherapeutischer und weiterer Maßnahmen, die von Klinik zu Klinik unterschiedlich sind, nach den Gründen für die Abhängigkeitserkrankung zu suchen. Außerdem lernt der Betroffene den Umgang mit Problemen, Stresssituationen und sonstigen Umständen, die ihn früher dazu veranlasst haben, zum Suchtmittel zu greifen. In dieser Phase, die meist etwa drei Wochen dauert, werden auftretende Entzugserscheinungen außerdem weiterhin medikamentös begleitet (z.B. durch leichtere Antidepressiva), sodass der Entzug als deutlich angenehmer empfunden wird. Gerade beim Entzug von Schlaftabletten, die meist in die Stoffgruppe der Benzodiazepine fallen, bekommen die Patienten zunächst den Ersatzstoff Clonazepam verabreicht, der zwar ebenfalls ein Benzodiazepin ist, aber unter ärztlicher Aufsicht nach und nach abgesetzt werden kann.
- In der darauffolgenden Entwöhnungsphase, der auch eine sogenannte Adaptionsbehandlung angeschlossen werden kann, wird der Patient dann in den Alltag reintegriert – also sowohl hinsichtlich seines Jobs, als auch bezügliches seines sozialen Umfelds. Diese Phase dauert mit rund drei bis neun Monaten am längsten, ist aber auch mit am entscheidendsten für eine langfristige Abstinenz. In diesem Sinn ist sie daher auch als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation zu verstehen.
- Die Nachsorgebehandlung dient dann dazu, den Patienten bei der dauerhaften Umsetzung der Verhaltensweisen und Regeln im eigenen Alltag zu unterstützen, die er im Laufe der vergangenen Monate gelernt hat.
Welche Symptome bzw. Entzugserscheinungen können auftreten?
Genauso, wie die reine Suchterkrankung von Patient zu Patient verschieden sein kann, unterscheiden sich häufig auch die auftretenden Entzugserscheinungen, besonders hinsichtlich ihrer Schwere. Auch, wenn nicht immer alle Symptome zwangsläufig aufkommen müssen, gibt es doch eine Reihe typischer Beschwerden, mit denen Betroffene während des Entzugs konfrontiert werden: Neben Angstzuständen, innerer Unruhe und Schlaflosigkeit, die oft aber bereits nach wenigen Tagen abgeklungen sind, können Stimmungsschwankungen, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen über einen längeren Zeitraum anhalten. Hinzu kommen außerdem Schwindel, veränderte Sinneswahrnehmungen und in manchen Fällen auch epileptische Anfälle. Die gefährlichste, wenn auch nicht sehr häufige, Komplikation ist das sogenannte Delir, das unter anderem mit psychotischen Symptomen und Verwirrtheit, aber auch mit Herz-Kreislaufstörungen und Elektrolyt-Entgleisungen einhergehen kann.
Da der qualifizierte Entzug in einer Fachklinik aber immer von erfahrenen Ärzten begleitet und überwacht wird, kann beim Auftreten gesundheitsgefährdender Symptome immer sofort eingegriffen werden.
Entzug mit Zolpidem
Bei der sogenannten Z-Substanz Zolpidem handelt es sich um ein Schlafmittel, das bei besonders schweren Schlafstörungen oder nach erlebten Traumata ärztlich verschrieben werden kann. Es verfügt ebenfalls über ein hohes Suchtpotenzial, weshalb es spätestens nach etwa zwei Wochen abgesetzt werden sollte! Es stellt sich daher die Frage: Ist es sinnvoll, den Entzug von Schlafmitteln durch Einnahme eines weiteren Schlafmittels wie Zolpidem durchzuführen? Zumal es stattdessen viel wichtiger wäre, den Hintergründen für die entwickelte Abhängigkeit auf den Grund zu gehen, beispielsweise durch eine psychotherapeutische Maßnahme. Wird Ihr Entzug von einem Arzt begleitet, was dringend zu empfehlen ist, wird er diese Frage daher sicher sehr kritisch prüfen und Ihnen bei Bedarf eher andere medikamentöse Möglichkeiten für den Entzug aufzeigen.