Etwa 30 Prozent der Deutschen leidet unter Schlafstörungen. Bei einigen ist es nur eine Phase, ausgelöst durch psychische Belastung oder andere Stressfaktoren. Andere wiederum haben dauerhaft damit zu kämpfen. Viele greifen in solchen Fällen zu Schlaftabletten.
Freiverkäufliche Schlaftabletten
Rezeptfreie Schlafmittel können sowohl chemisch, als auch pflanzlich sein. Zu den bekanntesten pflanzlichen Arzneien gegen Einschlafprobleme gehören Baldrian, Melisse und Hopfen sowie Lavendel oder Passionsblume. Ihre Wirksamkeit und Eignung als Schlafhelfer sind allerdings stark umstritten. Sie wirken zwar beruhigend und greifen nicht in den natürlichen Ablauf der Schlafphasen ein, brauchen aber einige Tage, bis sich die Wirkung entfaltet. Auch die Wirkungsdauer ist geringer als bei synthetisch hergestellten Tabletten. Erhältlich sind pflanzliche Schlafmittel in Apotheken und Drogerien. Die beliebtesten rezeptfreien chemischen Schlaftabletten stellen Antihistaminika mit den Wirkstoffen Diphenhydramin und Doxylamin dar. Sie sind besonders wirksam und wurden bei einem Test der Stiftung Warentest von rezeptfreien Schlafmitteln sogar Testsieger. Beispiele hierfür sind Vivinox, Halbmond, Betadorm-D, Gittalun, Hoggar Night und Schlafsterne. Nebenwirkungen gibt es aber auch hier. Am häufigsten treten – zum Beispiel am Morgen danach – Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen auf.
Verschreibungspflichtige Schlaftabletten
Dauern Schlafprobleme mehr als vier Wochen an, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser verschreibt dann meistens Hypnotika (schlaffördernde Arzneien), die auf Grund ihres fließenden Übergangs zu Beruhigungs- und Betäubungsmitteln nicht freiverkäuflich sind. Die am häufigsten eingesetzten verschreibungspflichtigen Hypnotika sind Benzodiazepine (z.B. solche mit dem Wirkstoff Lorazepam oder Bromazepam) und Non-Benzodiazepine, auch Z-Drugs genannt (z.B. Medikamente mit dem Wirkstoff Zolpiclon oder Zolpidem). Andere Schlafmittel fallen unter die Gruppen der Barbiturate, Antidepressiva und Neuroleptika.
Missbrauch und Abhängigkeitspotenzial
Gerade pflanzlichen Schlafmitteln, wie Baldrian, Hopfen oder Melisse, wird oft eine risikofreie Verwendung nachgesagt. Das ist nicht ganz richtig, denn auch bei einem dauerhaften Einsatz von pflanzlichen Arzneien als Schlafhelfer besteht die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit.
Der Missbrauch der verschreibungspflichtigen Benzodiazepine birgt dagegen eine hohe psychische und körperliche Suchtgefahr. Sie dürfen daher nur kurzzeitig verwendet werden. Ihr Abhängigkeitspotenzial ist um einiges größer als das der Non-Benzodiazepine und kann sich schon nach ein bis zwei Wochen bemerkbar machen. Insbesondere Benzodiazepine fördern zwar den Schlaf, greifen aber massiv in den Schlafrhythmus ein und verhindern die für den Menschen sehr wichtige Tiefschlafphase. Das wiederum kann zu weiteren Schlafstörungen führen. Nach längerer Einnahme stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein, der eine höhere Dosis erfordert und den dadurch entstehenden Teufelskreis immer weiter ankurbelt. Beim Absetzen treten Entzugserscheinungen (wie z.B. innere Unruhe, Kopfschmerzen, Übelkeit) auf, die die Schlafprobleme sogar verstärken können.
Woran erkenne ich, dass ich abhängig von Schlaftabletten bin?
Abhängig ist man in der Regel dann, wenn beim Absetzen oder bei einer Dosisreduktion eines bestimmten Medikaments, das man über einen längeren Zeitraum eingenommen hat, körperliche und/oder psychische Entzugserscheinungen auftreten. Im Falle von Schlaftabletten hat man dann zum Beispiel das Gefühl, sie unbedingt zum Ein- oder Durchschlafen zu brauchen. Körperliche Reaktionen auf den Entzug von Schlafmitteln reichen von Schwäche, Übelkeit und Zittern über Reizbarkeit, innere Unruhe und Krampanfälle bis hin zu Angstzuständen. Besteht der Verdacht, von Schlaftabletten abhängig zu sein, sollte unbedingt ein Arzt darüber informiert werden.