Bei Speed handelt es sich um eine der szeneüblichen Bezeichnungen für auf der Straße gehandelte Amphetamin-Präparate. Der Name ist dabei Programm. Denn Amphetamine bringen Körper und Geist auf Trab beziehungsweise auf Geschwindigkeit – zumindest gefühlt. Daher bezeichnet man sie auch als Wachmacher oder fachsprachlich ausgedrückt als Stimulanz. Durch ihre Einnahme werden Müdigkeitsgefühle und Schlafbedürfnis unterdrückt – bei gleichzeitig verstärkt empfundener Leistungsbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit. Infolgedessen stellen sich gesteigerte Aktivität, erhöhtes Selbstvertrauen und – je nach Art der Einnahme (siehe unten) – auch euphorische Zustände ein.
Wirkmechanismus
Zustande kommt diese Wirkung dadurch, dass Amphetamine im Gehirn sogenannte Katecholamine freisetzen. Hierzu zählen im Wesentlichen die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Amphetamine greifen damit in das fein austarierte Gleichgewicht zwischen stimulierenden und hemmenden Mechanismen im zentralen Nervensystem ein – und zwar zugunsten der Stimulanzien. Bei chronischem Gebrauch gewöhnt sich das zentrale Nervensystem hieran (Toleranzentwicklung). Wird der Konsum dann eingestellt, gerät das unter Amphetamin-Einnahme veränderte Botenstoffmilieu wieder durcheinander – zumindest vorübergehend. So kann es zu Schwankungen im Regelkreislauf der Botenstoffe sowie im Zuge dessen auch zu überschießenden Gegenregulationen der hemmenden Mechanismen kommen. Hieraus leitet sich ein Großteil der im Rahmen eines Speed-Entzugs auftretenden Beschwerden ab.
Entzugserscheinungen
Der Entzug bei suchtgesteuertem Speedkonsum wird in einschlägigen Fachinformationen vergleichsweise kurzgefasst abgehandelt. Als zentrale Entzugserscheinungen werden genannt:
- Suchtdruck (craving) mit starkem Verlangen nach der Droge;
- depressive Verstimmung (Katerstimmung);
- Kraftlosigkeit, Antriebsschwäche und übermächtige Schläfrigkeit;
- Angstzustände bis hin zu Panikattacken,
- Schwitzen, Zittern (Tremor) und Sehstörungen.
In schwereren Entzugsfällen werden auch paranoide Zustände zum Beispiel mit Aggressivität und Reizbarkeit sowie Wahrnehmungsstörungen und Sinnestäuschungen (Halluzinationen) beschrieben. Darüber hinaus berichten Betroffene in Foren über Herz-Kreislaufbeschwerden mit Schwindel, beschleunigtem Puls und Blutdruckanstieg, Hitzewallungen, Übelkeit, Krämpfe, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und innere Unruhe. Trotz all dieser Beschwerden findet sich in Fach-Veröffentlichungen wiederholt der Hinweis, dass Speed im Gegensatz zu Methamphetamin, Chrystal Meth
oder Heroin keine körperliche Abhängigkeit verursache. Es komme daher zu wesentlich weniger akuten Symptomen, wie sie für das Vollbild eines Entzugssyndroms typisch seien.
Alles halb so wild? – Keineswegs!
In der Tat klingen die meisten Entzugserscheinungen im Rahmen einer Entgiftung nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Dennoch erweckt dies unter Umständen den Anschein, als sei ein Speed-Entzug eine unkomplizierte und einfache Sache. Hier muss man klar festhalten: Dem ist nicht so! Denn oft macht schon aufgrund der ausgeprägten psychischen Abhängigkeit eine längere Behandlung und Betreuung zum Beispiel in einer entsprechend qualifizierten Entzugsklinik Sinn.
Diese Abhängigkeit äußert sich in dem bereits oben genannten oft übermächtig empfundenen und nur schwer zu kontrollierenden Suchtdruck. Dabei verfügt Speed durch seine euphorisierende, anregende und Selbstvertrauen stärkende Wirkung über ein durchweg hohes Abhängigkeitspotenzial. Auch spielt die Art des praktizierten Konsums eine Rolle. So stellt sich die euphorisierende und damit besonders suchterhaltende Wirkung von Speed vor allem beim Schnupfen (intranasal) und Spritzen (als Injektion in die Vene) ein.
Faktoren, die den Entzug erschweren
Hinzu kommen weitere, individuell bedingte Faktoren, wie
- die Dauer des Missbrauchs,
- die Häufigkeit sowie der Steigerungsgrad der konsumierten Dosis infolge des Gewöhnungseffekts (Toleranzentwicklung),
- Beikonsum von anderen Drogen (z. B. Alkohol, Cannabis, Heroin),
- Begleiterkrankungen (z. B. ADHS, Narkolepsie, Depressionen), die eventuell schon vorher bestanden
- Schädigungen infolge langfristigen und hohen Konsums (z. B. Gefäßschäden aufgrund einer ständigen Überlastung des Herz-Kreislaufsystems, Psychosen oder bleibende Hirnschäden aufgrund der Zerstörung von Zellen des Dopamin-Botenstoffsystems);
- nicht-medizinisch motivierte Missbrauchsgründe (z. B. Euphorie-Kick, Leistungssteigerung, Appetithemmung), Suchtveranlagung oder Persönlichkeitsstörung (z. B. mangelndes Selbstwertgefühl).
Diese Faktoren können sich in erheblichem Maß erschwerend auf einen Speed-Entzug auswirken. Dieser lässt sich daher in Wirklichkeit kaum – zumindest pauschal – als vergleichsweise einfach einstufen. Er stellt vielmehr eine genauso ernsthafte Herausforderung dar, wie jede andere Suchtbekämpfung auch. Die zahlreichen Foren-Beiträge von Betroffenen, die über gescheiterte Entzugsversuche – vor allem in Eigenregie – berichten, spiegeln dies eindrucksvoll wieder.
Vorteile eines qualifizierten Entzugs
Insofern spricht viel dafür, von seiner Speed-Sucht im Rahmen eines qualifizierten Entzugs loszukommen und diesen in einer hierauf spezialisierten stationären Einrichtung vorzunehmen. Dies bietet gleich eine ganze Reihe von Vorteilen:
- Der Speed-Entzug geht mit einem hohen Schlafbedarf einher. Eine Klinik bietet hierfür einen vom Alltag abgeschirmten, ruhigen Rahmen. Gleichzeitig ist eine lückenlose Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen gewährleistet. Dies ist beim Speed-Entzug in doppelter Hinsicht wichtig. Zum einen zieht ein exzessiver Dauerkonsum von Speed aufgrund seiner stark Appetit-hemmenden Wirkung oft Flüssigkeits- und Nahrungsdefizite nach sich. Zum anderen können diese während ausgedehnter Schlafphasen nicht angemessen ausgeglichen werden. In einer stationären Einrichtung ist beides möglich. Sie kann einen ungestörten Schlaf und die Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen – gegebenenfalls zum Beispiel über Infusionen – problemlos gleichzeitig gewährleisten.
- Körperliche und psychische Entzugssymptome können Betroffene stark belasten und verunsichern. Bei einem Entzug zuhause und in Eigenregie ist das oft ein Grund, doch wieder auf die Droge zurückzugreifen. In einer Entzugsklinik können solche Symptome in aller Regel gut behandelt oder zumindest so gelindert werden, dass sie erträglich sind.
- Der qualifizierte Entzug in einer Klinik bietet dabei deutlich mehr als nur die Entgiftung und die Behandlung ihrer Symptome. Sobald es der Zustand des Patienten zulässt, schließt sich quasi fließend die psychotherapeutische Aufarbeitung der Sucht an. Dabei geht es nicht nur darum, den Gründen für die Abhängigkeit auf die Spur zu kommen. Ebenso wichtig ist es auch, Strategien für ein Suchtmittel-befreites Leben nach dem Entzug zu entwickeln. Ergänzende, vor allem achtsamkeitsbasierte Behandlungsansätze (z. B. Yoga, Kunsttherapie oder Fitnesscoaching) tragen in diesem Sinn zur Stabilisierung der Patienten und Wiederherstellung ihrer Leistungsfähigkeit bei.
Für einen qualifizierten Entzug sollte man in der Regel drei bis vier Wochen einkalkulieren. Verlängerungen sind bei Bedarf möglich. In schwereren Fällen ist es oft sinnvoll, eine mehrwöchige Entwöhnungsphase im Sinne einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme anzuschließen. Hier kann das im Rahmen des qualifizierten Entzugs Erlernte soweit gefestigt werden, dass der Alltag wieder selbstbestimmt und leistungsfähig bewältig werden kann. Zur finalen Stabilisierung der Abstinenz kann eine sachverständige Begleitung im späteren Alltag fortgesetzt werden – zum Beispiel durch ambulante Sucht- und/oder Selbsthilfeeinrichtungen.
Diese Information konnte nicht alle Ihre Fragen zum „Speed Entzug“ beantworten?
Dann stehen Ihnen die Entzugsexperten der privaten Suchtklinik Lifespring in Bad Münstereifel gerne für weitere Auskünfte zur Verfügung. Die Behandlung bei Medikamentenabhängigkeit zählt – zusammen mit der Behandlung von Alkohol-, Kokain- und Opioid-Sucht – zu den 4 Säulen unseres Therapieangebots. In diesem Rahmen bieten wir auch bei der Abhängigkeit von Speed eine qualifizierte Entzugsbehandlung an – sofern gewünscht mit anschließender Entwöhnung als Maßnahme im Sinne einer medizinischen Rehabilitation. Gerne sind wir Ihnen ebenso bei der Suche nach tages-stationären oder ambulanten Anlaufstellen bei Ihnen vor Ort oder in erreichbarer Nähe behilflich. Doch den ersten Schritt, nämlich Ihre Entscheidung zur Suchtbekämpfung und zur Inanspruchnahme fachlicher Hilfe, müssen Sie selbst tun.