Wer sich zu einem Alkoholentzug entschließt, ist bereits den ersten wichtigen Schritt in ein neues, suchtfreies Leben gegangen. Dennoch ist ein solcher Entzug mit vielen Begleiterscheinungen verbunden, die nicht immer angenehm für die Betroffenen sind. Die Symptome reichen von vergleichsweise harmloseren Kopfschmerzen und Fieber bis hin zu psychischen Leiden wie beispielsweise Depressionen.
Fieber, Durchfall, Müdigkeit und Kopfschmerzen
Sobald der Körper nicht mehr die gewohnte Menge an Alkohol bekommt, äußern sich bereits die ersten Symptome – oftmals schon nach wenigen Stunden Abstinenz. Dazu zählen zum Beispiel allgemeine Abgeschlagenheit, Fieber, Durchfall und Kopfschmerzen. Auch Herzrasen, starkes Schwitzen, Mundtrockenheit und Zitteranfälle sind keine Seltenheit. Diese vegetative Entzugssymptomatik lässt sich jedoch mit Hilfe von symptom- und bedarfsadaptierter Medikation (z.B. durch Einnahme von Benzodiazepinen) und weiteren Maßnahmen (z. B. Neuro-Elektrische Stimulation) erheblich lindern.
Dadurch sinkt gleichzeitig auch das Risiko des gefährlichsten Symptoms: das Delirium tremens. Dabei kommt es zum Kreislaufkollaps, Desorientierung und Verwirrtheit; manchmal sind die Betroffenen nicht mehr ansprechbar. Beim ärztlich kontrollierten Alkoholentzug in einer entsprechenden Einrichtung kann dem allerdings vorgebeugt bzw. es bei Auftreten umgehend behandelt werden. Damit es jedoch gar nicht erst dazu kommt, wird der Alkoholentzug engmaschig kontrolliert und überwacht. Daher ist unter ärztlicher Aufsicht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Delirium oder Krampfanfälle auftreten, vergleichsweise gering.
Psychische Symptome und Depressionen
Abgesehen von den rein körperlichen Symptomen äußert sich der Entzug von Alkohol auch psychisch, beispielsweise durch depressive Verstimmungen, Angstzustände, Aggressionen, Halluzinationen und Verfolgungswahn. Auch innere Unruhe, Schlafstörungen und eine verminderte Konzentrationsfähigkeit können auftreten – sind aber, ebenso wie die körperlichen Entzugssymptome, medikamentös (z.B. Benzodiazepine, Neuroleptika) behandelbar. Dadurch wird der Alkoholentzug maßgeblich erträglicher.
Welche Symptome in welcher Entzugsphase?
Während des Alkoholentzugs wird zwischen vier Phasen unterschieden: die körperlichen Entgiftung, der qualifizierte Entzug, die Entwöhnung als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation (ggf. mit anschließender Adaptionsbehandlung) sowie die abschließende Nachsorgephase. In allen Phasen können Entzugserscheinungen auftreten. Wie lange sie letztlich dauern, kann nicht pauschal gesagt werden – doch in den meisten Fällen sind zumindest die rein körperlichen Symptome nach etwa einer Woche Entgiftung weitgehend abgeklungen. Was jedoch über einen langen Zeitraum anhält, ist das sogenannte „Craving“, also der unbändige Wunsch bzw. Zwang danach, wieder Alkohol zu konsumieren.
Während der körperlichen Entgiftung kommt es zu den meisten Entzugssymptomen. Dazu zählen neben Übelkeit, Durchfällen, Kreislaufproblemen, Herzrasen und Sehstörungen auch die psychischen Beschwerden wie Angst, Unruhe, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen oder Wahnvorstellungen sowie in besonders schweren Fällen Krampfanfälle und das Delirium tremens. Grund für diese vielen möglichen Symptome ist der Umstand, dass Körper und Psyche der Betroffenen über lange Zeit so sehr an die Einnahme von Alkohol gewöhnt waren, dass der plötzliche Entzug eine Menge an Abläufen und Prozessen durcheinanderbringt. Viele der vor allem körperlichen Nebenwirkungen stellen sich aber weitestgehend ein, sobald der Körper ganz vom Alkohol befreit ist. Außerdem können sie durch die Einnahme der bereits oben genannten Medikamente deutlich gelindert werden.
Einige Symptome, zum Beispiel allgemeine Abgeschlagenheit, Mundtrockenheit oder auch Seh- und Gleichgewichtsstörungen, können hingegen noch in der zweiten Phase, dem Qualifizierten Entzug, andauern. Im Mittelpunkt steht dann aber insbesondere die psychotherapeutische Behandlung, die beispielsweise durch Musik-, Sport- und Bewegungstherapie sowie achtsamkeitsbasierte Angebote ergänzt werden kann. Ziel ist es dabei zu lernen, den Alltag, auftretende Probleme und das erneut auftretende Verlangen nach Alkohol („Craving“) erfolgreich zu bewältigen.
Diese erlernten Strategien gilt es dann in der dritten Behandlungsphase, der Entwöhnung als Maßnahme der medizinischen Rehabilitation, zu festigen. Diese findet in der Regel ebenfalls stationär statt. Zu diesem Zeitpunkt ist auch mit keinen typischen Entzugssymptomen mehr zu rechnen. Es besteht aber die Möglichkeit, weiterhin unterstützende Medikamente einzunehmen, die beispielsweise das Verlangen nach Alkohol mindern, sollte es doch zu einer Alkoholzufuhr kommen.
Wichtig ist im Anschluss eine entsprechende Nachsorge und Betreuung über das offizielle Therapieende hinaus – zum Beispiel durch Suchtambulanzen oder -beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Fachärzte. Sie findet ambulant am Wohnort statt, denn nun gilt es, alles Erlernte auch im Alltag anzuwenden. Damit hat der Betroffene gute Chancen, auch dauerhaft abstinent zu bleiben und seine Alkoholsucht erfolgreich unter Kontrolle zu halten.
Wie lassen sich die Entzugssymptome lindern?
Dank des medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritts ist es heutzutage möglich, den Alkoholentzug für die Patienten deutlich angenehmer zu gestalten. Viele der auftretenden Entzugssymptome, sowohl körperlicher als auch psychischer Natur, können durch ärztlich kontrollierte Einnahme bestimmter Medikamente maßgeblich gelindert werden. Um die körperlich-vegetative Entzugssymptomatik abzufangen, werden oftmals sogenannte Benzodiazepine und manchmal auch Clomethiazol, also hauptsächlich sedierende Wirkstoffe, eingesetzt. Das Risiko für mögliche Schlafstörungen, Depressionen oder Angstzustände lässt sich zusätzlich durch Antidepressiva, Neuroleptika und Neuro-Elektrische Stimulation herabsetzen. Auch die Stoffe Acamprosat (Campral) und Naltrexon (Adepend) kommen oft mit Erfolg zum Einsatz. Mangelerscheinungen, die ihre Ursache im Alkoholkonsum haben, kann zusätzlich durch die Einnahme von Vitaminen und Elektrolyten sowie einer ausgewogenen Ernährung entgegengewirkt werden.
Kommen hierfür auch Hausmittel in Frage?
Durch übermäßigen und langfristigen Alkoholkonsum werden im Körper diverse Reaktionen und Mangelerscheinungen ausgelöst, von denen die meisten gesundheitsschädliche Folgeschäden nach sich ziehen. Neben einem massiven Mangel an mehreren Vitaminen gehören auch Fetteinlagerungen in der Leber, begünstigende Umstände für Entzündungen im Körper, eine gestörte Nierenfunktion und giftige Stoffe, die durch den Abbau von Alkohol im Körper entstehen, zu der Reihe von gesundheitlichen Schäden. Aus diesen Gründen ist eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig. Eine gute Orientierung bietet an dieser Stelle die sogenannte Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (https://www.bzfe.de/inhalt/die-aid-ernaehrungspyramide-640.html). Wer sein Ernährungsverhalten dementsprechend anpasst, kann dadurch auch während des Alkoholentzugs die auftretenden Symptome lindern.
Obwohl bekannte Hausmittel wie Baldrian (Vorsicht bei Tropfen, da mit Alkohol versetzt!) beruhigend wirken können, ist dringend davon abzuraten, einen Alkoholentzug ausschließlich durch Einnahme solcher pflanzlichen Stoffe zu begleiten. Je nach Schwere der Abhängigkeit sind die Entzugssymptome zu gravierend und teils lebensbedrohlich, als dass sie mit Hilfe von Hausmitteln in den Griff zu bekommen wären. Wer dennoch nicht darauf verzichten möchte, sollte in jedem Fall das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen und sich eingehend beraten lassen.