Toxische Liebesbeziehung

Toxische Liebesbeziehung

Die Dating-App „Parship“ veröffentlichte im Februar 2021 die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema „Toxische Beziehung“. Hierin schilderte jede dritte bzw. jeder dritte von rund 1.000 Partnersuchenden, bereits Erfahrungen mit einer toxischen Beziehung gesammelt zu haben. Ein weiteres Drittel gab an, zumindest eine Person zu kennen, die eine solche als „giftig“ empfundene Zweisamkeit erlebt hatte. Die Ergebnisse haben aufgrund des repräsentativen Designs der Umfrage eine über die Partnersuchenden von Parship hinausgehende Aussagekraft.

Lange Liste an Merkmalen und Symptomen

Über 80 Prozent der Befragten zählten energieraubende Anstrengung, Manipulation und die Verdrehung von Wahrheiten zu den Merkmalen einer solchen Beziehung. Ebenfalls als Kennzeichen wurden von über 70 Prozent genannt: herabwürdigendes, beleidigendes und rücksichtsloses Verhalten, grundlose Anklagen, starke Schwankungen in der Stimmung sowie zwischen Zuneigung und Ablehnung, permanent zu Streit führende Diskussionen, Machtspiele, regelmäßige Lügen, Eifersucht und der Versuch der sozialen Isolation. Über 60 Prozent bezeichneten zudem auch eine ausgeprägte Ichbezogenheit des Partners, physische Gewalt und Liebesentzug als Symptom.

Neben Parship nehmen sich jüngst zudem zahlreiche Medien des Themas an. Zum Teil wird in diesem Zusammenhang bereits von einer medialen Modeerscheinung gesprochen. Entsprechend lässt sich die Liste der in diesem Zusammenhang angeführten Charakteristika einer toxischen Beziehung fast schon beliebig erweitern. Immer wieder fallen – ergänzend zu den bereits genannten Eigenschaften – Begriffe, wie Manipulation, Kontrolle, Unterdrückung, Dominanz, Einschüchterung, Drohungen, Stalking, Ignoranz oder psychische Gewalt.

Therapeuten bewerten den Begriff kritisch

Diesem Hype zum Trotz gibt es Paartherapeuten*innen, die mit dieser in sich widersprüchlichen Wortschöpfung, in der Rhetorik auch Oxymoron genannt, fremdeln. Ihr Argument: Die bereits 1972 im Voices-Journal der American Academy of Psychotherapists aufkommende Bezeichnung „toxic relationship“ beschreibe kein neues Phänomen. Vielmehr habe man früher anstelle von „toxisch“ von „unglücklich“ gesprochen. Andere wiederum sehen hierin einen „normalen ehelichen Sadismus“, der von Zeit zu Zeit in jeder Beziehung – zumindest vorübergehend – Einzug halten könne. Mit anderen Worten: Nicht jede Beziehung, die gerade mal nicht rund läuft, verdient das Etikett „toxisch“.

In der Psychologie wird das Label der „toxischen Liebesbeziehung“ ebenfalls kritisch gesehen. Denn es pathologisiert, ohne dass es dort als wissenschaftlicher Begriff für etwas Pathologisches anerkannt ist. Eine klare Definition sucht man in der entsprechenden Fachliteratur von daher ebenso vergebens wie eine verbindliche psychologische Diagnostik. Außerdem gilt diese Art der „Vorverurteilung“ in der psychotherapeutischen Praxis mehr als Nachteil denn als Vorteil. So spitzt das Adjektiv „toxisch“ aufkeimende Konflikte unnötig zu und zementiert einseitige Täter-Opfer- sowie Schuldzuweisungen.

Genau hinschauen: Was tragen beide dazu bei?

Auch ist es im Zuge zunehmender Spannungen keine Seltenheit, dass Partner*innen als belastend empfundene Reaktionen, wie Schweigen, abwertendes Verhalten oder mangelndes Interesse, an den Tag legen. Im Sinne psychologischer Diagnostik ist man deshalb noch kein Narzisst oder Psychopath. Konstruktiver ist es genau hinzuschauen, warum man sich verletzt, abgewertet oder geschwächt fühlt. Paartherapeuten*innen nehmen in Liebesbeziehungen zum Beispiel oft festgefahrene Rollen wahr. Will man aus dieser Starrheit ausbrechen, sollte man viel mehr auf die Beziehung als Ganzes schauen und sich fragen: Wie entsteht die zunehmend destruktive Dynamik zwischen uns?“ Was tragen wir beide dazu bei, dass unsere Liebesbeziehung immer mehr in Richtung „Giftigkeit“ abdriftet?

Ein häufiger Grund für ein solches Abdriften kann zum Beispiel die mangelnde Akzeptanz sein, den/die Partner*in in seiner/ihrer Eigenart anzuerkennen. Diese Eigenart bedingt spezifische Bedürfnisse, die infolge der mangelnden Akzeptanz dann ebenfalls keine Würdigung erfahren. Ebenso wichtig ist es, die eigenen Belange ernst zu nehmen und gleichzeitig nicht den/die Partner*in dafür verantwortlich zu machen, wenn sie sich nicht erfüllen. Im Spannungsfeld dieser Sichtweise ist es unausweichlich, sich irgendwann die Frage zu stellen: Kann ich mich im Zusammenleben mit dieser Partnerin/ diesem Partner in einem für mich ausreichenden Maß wiederfinden?

Dysfunktionale Beziehungsmuster als Folge exzessiver Alkoholexposition

Diese Frage, sei auch noch so viel Liebe mit im Spiel, stellt sich wohl im Rahmen jeder auf Dauer angelegten Beziehung. Und sie stellt sich erst recht, wenn bei dem Partner/der Partnerin eine alkoholbezogene Störung zum Vorschein tritt oder bereits getreten ist. In einem solchen Kontext die Eigenart des Partners/der Partnerin anzuerkennen, ist besonders herausfordernd. Denn unter dem Einfluss einer fortgesetzt exzessiven Alkoholexposition entwickelt der konsumierende Partner/die konsumierende Partnerin im Laufe der Zeit oft von Egozentrik, Unberechenbarkeit, Impulsivität, Gefühlskälte und Pflichtvergessenheit geprägte Verhaltensweisen.

Dass dies das Risiko für dysfunktionale Beziehungsmuster steigert, liegt auf der Hand. Vielleicht ist es hier tatsächlich zutreffend und angemessen, von einer toxischen Liebesbeziehung zu sprechen. Denn Alkohol gilt heute unstrittig als Zellgift. Der zwanghafte Drang, es zu konsumieren, trägt dieses Gift – zumindest im übertragenen Sinn – auch in das unmittelbare Umfeld des Konsumierenden.

Egal, ob toxisch oder unglücklich: So etwas kann krank machen!

Letztlich ist es aber unerheblich, ob man eine Beziehung als toxisch oder unglücklich einstuft. Fakt ist, dass eine Zweisamkeit, in der man sich unwohl fühlt, Leidensdruck erzeugt und auf Dauer krank machen kann. Studien des Londoner University College bestätigen dies. So können in einer dysfunktionalen Konstellation langfristig gesehen psychische Erkrankungen auftreten, wie Ängste und Depressionen bis hin zu suizidalem Verhalten. Auch Ess-, Schlaf- und posttraumatische Belastungsstörungen sind möglich. Ebenso kann es zu psychosomatischen Herzproblemen kommen.

Des Weiteren ist es keine Seltenheit, dass man unter dem Einfluss einer unglücklichen Beziehung verstärkt zum Alkohol greift, um diese zu kompensieren. Mit anderen Worten: Zum einen können alkoholbezogene Störungen die Ursache für eine als „toxisch“ empfundene Beziehung sein. Zum anderen können sie aber auch als Folge einer unglücklichen Zweisamkeit in Erscheinung treten.

Strafrechtlich relevante Grenzüberschreitungen als rote Linie

Die Aufzählung an möglichen Eskalationen im Rahmen einer extrem spannungsgeladenen Beziehung ist damit noch nicht erschöpft. Denn es kann leider auch zu strafrechtlich relevanten Grenzüberschreitungen kommen. Hierzu zählen körperliche Gewalt, Missbrauch, Stalking oder Betrug. Entwickelt sich eine Partnerschaft in diese Richtung, sollte der uneingeschränkte Selbstschutz absoluten Vorrang haben. Hier hilft nur eine konsequente Abgrenzung bis hin zum Vollzug einer Trennung. Nun kann eine Liebe von einer suchtähnlichen Abhängigkeit geprägt sein. Wenn diese einer Trennung entgegensteht, ist es allerhöchste Zeit, externe fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ufern Beziehungsprobleme aufgrund von alkoholbezogenen Störungen aus, können Suchthilfe- und Suchtberatungsstellen erste Anlaufstellen für das Einholen einer solchen Hilfe sein. Das Deutsche Rote Kreuz bietet in diesem Zusammenhang ein bundesweites Sorgentelefon speziell für Angehörige an. Die Beratungsstellen von ProFamilia stehen bei Partnerschaftsproblemen aller Art zur Verfügung. Bei körperlicher Gewalt können sich Frauen an das Hilfetelefon des Bundesförderprogramms „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ wenden.

Alkoholentzug

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Oft gestellte Fragen

Laut einer Umfrage der Dating-App „Parship“ aus dem Jahr 2021 haben etwa ein Drittel der befragten Partnersuchenden Erfahrung mit toxischen Beziehungen gemacht.

Paartherapeuten sind skeptisch gegenüber der Verwendung des Begriffs „toxische Beziehungen“, da er pathologisiert, ohne dass es als wissenschaftlicher Begriff für etwas Pathologisches anerkannt ist. Außerdem wird das Etikett „toxisch“ in der Psychotherapie als Nachteil angesehen.

Ein häufiger Grund für das Abdriften einer Beziehung in Richtung „Giftigkeit“ ist die mangelnde Akzeptanz des Partners und seiner Eigenarten.

Paare können aus einer „Giftigkeit“ ausbrechen, indem sie auf die Beziehung als Ganzes schauen und sich fragen, wie die destruktive Dynamik entsteht. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die des Partners zu akzeptieren und in Betracht zu ziehen. Eine Paartherapie kann auch hilfreich sein.

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