Der Kokainkonsum kann schwerwiegende Folgen für Psyche und Körper haben. Neben den vielen negativen körperlichen Einflüssen, wie etwa auf das Herz-Kreislauf-System (z.B. Verengung der Herzkranzgefäße) und die Organe (z.B. Nieren- und Leberversagen), ist besonders die Psyche des Konsumenten stark betroffen. Die zunächst positiven Effekte auf Stimmungslage, Bewusstsein, Libido und Kognition schlagen dabei schnell ins Gegenteil um und führen gerade bei langzeitigem Konsum zu einem schwer überwindbaren Teufelskreis. Eines der häufigsten Anzeichen dafür, dass jemand Kokain konsumiert, ist sein gegenüber vorher stark verändertes sowie schwankendes Verhalten.
Das Verhalten beim Kokainkonsum
Kokain wirkt sich während des Konsums zunächst positiv auf die konsumierende Person aus. Dabei gibt es drei entscheidende Punkte, die die Wirkung beeinflussen können: die Art der Einnahme, die Höhe der Dosis und die Qualität des Stoffs. Die Reaktion auf die Droge ist außerdem sehr individuell und kann bei jedem Einzelnen anders ausfallen. Der gleichzeitige Konsum anderer Substanzen, wie etwa Alkohol, kann ebenfalls einen starken Einfluss auf die Wirkung haben.
Da Kokain sehr schnell ins Gehirn gelangt, im Nervensystem die Dopamin-Transporter blockiert und die Serotonin- und Noradrenalin-Konzentration erhöht, löst es beim Konsumenten ein intensives euphorisches Gefühl aus. Es kann außerdem zu Hyperaktivität, vermehrtem Rededrang, erhöhter Aufmerksamkeit, gesteigerter Vitalität und Leistung sowie sozialer Enthemmung und Luststeigerung kommen. Diese Zustände treten in der ersten Phase des Kokainrauschs auf.
Wird Kokain geschnupft (sniefen), stellt sich die Wirkung nach 2-3 Minuten ein, beim Spritzen und Rauchen schon nach Sekunden. Der Effekt hält beim Sniefen allerdings länger an (ca. 30-60 Minuten) als bei den anderen beiden Konsumformen.
Wie ist das Verhalten nach dem Kokainkonsum?
Grundsätzlich lässt sich der Kokainrausch in drei Phasen unterteilen. Haben die positiven Effekte der ersten Phase vergleichsweise kurz nach dem Konsum nachgelassen, kommt es häufig zu Angstgefühlen, Anspannung, Halluzinationen und paranoiden Wahnvorstellungen. Ist der Rausch vollständig abgeklungen, fällt der Konsument in ein Tief mit depressiven Verstimmungen. Die charakteristischen Merkmale der letzten Phase des Kokainrauschs sind unter anderem Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und Müdigkeit. Mögliche besonders schwerwiegende psychische Folgen können paranoide Störungen und Selbstmordgedanken bis hin zum tatsächlichen Suizid sein.
Bei Langzeitkonsumenten spricht man in der Regel von einem chronischen Kokaingebrauch, der meist eine immer höhere Dosis erfordert, um den gleichen Effekt wie am Anfang zu erzielen. Die psychische Veränderung ist nun zum Dauerzustand geworden. „Gute Phasen“ gibt es immer seltener. Wenn sie einmal eintreten sind sie nur sehr kurzfristig. Das allgemeine Empfinden des Kokainsüchtigen ist von Ruhelosigkeit, Gereiztheit und Aggressivität geprägt. Oftmals ziehen sich Abhängige immer weiter zurück und haben eine starke Tendenz zur Selbstisolation, bis hin zum vollständigen Abbruch sozialer Bindungen. Es können sich zudem neben Konzentrations-, Schlaf- und Koordinationsstörungen auch sexuelle Funktionsstörungen entwickeln. Weitere häufige Symptome sind immer wiederkehrende Angstzustände und eine sehr auffällige Verwirrtheit. Häufig leiden Kokainsüchtige auch unter dem „Dermatozoenwahn“. In diesem Fall sind sie davon überzeugt, hin und her krabblende Insekten unter der Haut zu spüren. Wird der Konsum von Kokain bei diesen Erscheinungsformen nicht eingestellt, kann es zu irreversiblen (nicht umkehrbaren) Persönlichkeitsstörungen, psychotischen Symptomen („Kokainpsychose“) und affektiven Störungen (krankhaften Veränderungen in Stimmung und Antrieb) kommen.
Warum neigen Menschen mit Kokainsucht zum Lügen?
Ist der Konsument psychisch abhängig von Kokain, stellt der nächste Rausch die höchste Priorität dar. Andere Verpflichtungen werden zur Nebensache, egal ob es um Familie oder Arbeit geht. Um Kokain zu konsumieren, tut der Suchtkranke alles, da der Leere-Zustand, der während der „Kokain-Pausen“ einsetzt, immer unerträglicher wird. Auch das Schamgefühl spielt dabei eine große Rolle. Vielen ist es sehr unangenehm zugeben zu müssen, dass sie abhängig sind. So ist es nicht verwunderlich, dass Menschen mit Kokainsucht häufig zum Lügen neigen, um ihre Abhängigkeit zu verbergen und sich somit ihrem Problem nicht stellen zu müssen. Unabhängig von der Scham gehört Lügen generell zum Krankheitsbild der Kokainsucht. Es gibt aber auch Kokainabhängige, die sich gar nicht darüber im Klaren sind, dass sie lügen, da sie unter einem Wirklichkeits- und Selbstwahrnehmungsverlust leiden. Wie auch bei jeder anderen Sucht dauert es in der Regel sehr lange, bis sich der Betroffene dazu entschließt, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bis dahin betrachtet er Lügen als Mittel, um seiner Sucht auch weiterhin nachgehen und sie verbergen zu können.