Wie wirkt Tilidin?
Bei Tilidin handelt es sich um ein Opioid, also um ein ärztlich verordnetes Schmerz- und Betäubungsmittel. Im Gegensatz zu anderen Opioiden verfügt es jedoch über eine – vergleichsweise – schwache bis mittelstarke Wirkung. Diese sollte aber gerade im Hinblick auf eine Abhängigkeitsentwicklung dennoch nicht unterschätzt werden.
In den meisten Fällen wird Tilidin in Form von Tabletten oder Tropfen eingenommen, sodass die schmerzlindernde Wirkung bereits nach wenigen Minuten eintritt. Bei Verabreichung von Retardtabletten geschieht das etwas verzögert. Wie andere Opioide auch, dockt der Wirkstoff an die sogenannten Opioidrezeptoren im zentralen Nervensystem an. Daraufhin wird die Schmerzübertragung, die von jenen Rezeptoren ausgeht, blockiert – und dem Betroffenen geht es wieder „gut“. Er fühlt sich stark, ist schmerzfrei und wird mutiger. Diese positiven Euphorie-Gefühle variieren in ihrer Intensität je nach Dosierung und treten auch nur bis zu einer gewissen Maximalmenge auf. Wer Tilidin über diese Grenze hinaus konsumiert, wird mit schwerwiegenden Entzugserscheinungen wie Muskelschmerzen, Zittern, Übelkeit oder auch einem vermehrten Schmerzempfinden konfrontiert. Das liegt daran, dass (zumindest in Deutschland) versucht wird, einer Tilidin-Abhängigkeit vorzubeugen, indem den Präparaten der Wirkstoff Naloxon beigemischt wird. Dieser sogenannte Opioid-Antagonist ist dafür verantwortlich, dass die Wirkung des Opioids ab einer gewissen Grenze blockiert wird.
Wichtig: Trotz allem sollte das Abhängigkeitspotenzial von Tilidin nicht unterschätzt werden! Denn wer nach Einnahme eine schmerzstillende Wirkung verspürt und sich besser fühlt, tendiert auch dazu, bei Abklingen dieser Wirkung möglichst bald wieder zur nächsten Tablette zu greifen.
Therapeutischer Einsatz
Wie die meisten anderen Schmerzmittel kommt auch das Opioid Tilidin zur Linderung starker Schmerzen als Bestandteil eines spezifischen Krankheitsbildes zum Einsatz. Häufig ist das beispielsweise bei Krebserkrankungen, Bandscheibenvorfällen und rheumatischen Erkrankungen der Fall. Das führt auch dazu, dass gerade eine Tilidin-Abhängigkeit meist sehr spät erkannt wird, da ihr eine andere Erkrankung vorausgeht.
Wer also bei verspäteter Einnahme oder komplettem Verzicht auf das Medikament mit typischen Entzugssymptomen reagiert, sollte dringend das Gespräch mit dem Hausarzt suchen! Dazu gehören zum Beispiel Übelkeit, ein vermehrtes Schmerzempfinden oder Zittern, aber auch psychische Symptome wie emotionaler Stress, Ängste oder Stimmungsschwankungen. Besonders kennzeichnend für eine bestehende Sucht ist außerdem das sogenannte „Craving“, also das stark ausgeprägte Verlangen nach dem Präparat.
Hilft Tilidin bei Entzündungen?
Viele Entzündungen, die zum Beispiel auch für Rheuma-Erkrankungen kennzeichnend sind, gehen mit starken Schmerzen einher. Wenn „klassische“ Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac dann nicht mehr helfen, verschreibt der Arzt womöglich ein Opioid, wie zum Beispiel Tilidin. Gerade bei den genannten rheumatischen Erkrankungen ist Tilidin ein beliebtes Arzneimittel, das auftretende Schmerzen wirksam lindern und sie somit für den Betroffenen erträglicher machen kann. Doch Achtung: Die Aussage „Ja, Tilidin hilft bei ALLEN Formen von Entzündungen“, kann so uneingeschränkt nicht getroffen werden! Denn eine neben der Schmerzlinderung auch explizit entzündungshemmende Wirkkomponente konnte bei diesem Mittel zum Beispiel in Studien zu chronischen Arthrose-Schmerzen nicht nachgewiesen werden. Hier wirken andere Schmerzmittel, die über eine solche entzündungshemmende Komponente verfügen (z. B. nicht steroidalen Antirheumatika, wie Diclofenac oder Ibuprofen) mindestens genauso gut. Aufgrund seines hohen Abhängigkeitspotenzials und insbesondere auch möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. Antidepressiva oder Blutgerinnungsmittel) ist bei der Verordnung von Tilidin daher in jedem Falle immer Vorsicht geboten. Ohne den Rat der Ärzte sollte Tilidin ohnehin niemals eingenommen werden!
Nebenwirkungen von Tilidin
Die Einnahme des Opioids Tilidin kann sowohl eine Reihe körperlicher als auch psychischer Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu den am häufigsten auftretenden gehören etwa Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall und Schweißausbrüche. Auch kann es zu euphorischen Stimmungszuständen, Halluzinationen und Atemdepressionen kommen. Auch wenn Tilidin zur Behandlung eines spezifischen Krankheitsbildes eingenommen wird und (noch) keine Anhängigkeit besteht, sollte sicherheitshalber auf’s Autofahren oder Bedienen von Maschinen während dieser Zeit verzichtet werden. Im Falle einer ausgeprägten Tilidin-Sucht gilt das natürlich sowieso.
Auswirkungen bei Missbrauch und Abhängigkeit
Eine Tilidin-Abhängigkeit geht mit einer Vielzahl körperlicher und psychischer Folgeschäden einher, die meist umso deutlicher spürbar sind, je länger das Tilidin missbräuchlich konsumiert wurde. Zu häufig auftretenden körperlichen Auswirkungen zählen neben Schlafstörungen, Muskelabbau und Gewichtsverlust auch Magen-Darm-Störungen und Hautausschläge. Außerdem kann es zu chronischen Vergiftungen im Körper kommen, die auch teils bleibende hirnorganische Schäden hinterlassen können. Weitere psychische Auswirkungen bei bestehender Tilidin-Abhängigkeit sind beispielsweise Wahnvorstellungen, verminderte Denkfähigkeit, Konzentrationsstörungen und Depressionen.
Um solchen langfristigen Folgeschäden entgegenzuwirken, ist es umso wichtiger, rechtzeitig Hilfe beim Hausarzt oder bei Suchtberatungsstellen zu suchen – und sich sein Suchtproblem selbst einzugestehen. Denn nur dann kann auch etwas dagegen unternommen werden.