2019 09 25 Blog Header Opioid Abhaengigkeit
September 2019

Opioid-Abhängigkeit: Ein Ritt auf Messers Schneide

Wenn es um „Opiat- bzw. Opioid-Sucht“ geht, habe ich immer dieses eine Bild im Kopf: Ein alter Asiate kauert Pfeife rauchend auf dem Boden. Aus dem verqualmten Halbdunkel seiner Hütte stiert er mit ausgemergelten Gesichtszügen ins Leere. Ein bemitleidenswertes Bild und irgendwie anachronistisch. Doch wenn man in Google zu dem Thema recherchiert, stolpert man schnell über den Begriff „Opioid-Krise“ und aktuelle Meldungen, wie: „Täglich weit über 100 Tote in den USA durch Überdosen von Oxycodon, Fentanyl und Heroin“. „Präsident Trump ruft medizinischen Notstand aus.“

Das aktuelle Gesicht der Opioid-Sucht

Die Sucht nach diesem Rauschmittel, welches ursprünglich aus den unreifen Kapseln des Schlafmohns gewonnen wurde, ist also keineswegs anachronistisch. Sie ist vielmehr nach wie vor hoch brisant. Nur zeigt sie heute ein anderes Gesicht: Opium wird nicht mehr geraucht, sondern als synthetisches Derivat (Opioid) zum Beispiel in Tablettenform oder als Schmerzpflaster legal erworben – zumindest zunächst. So war es auch bei Prince. Er verlor ebenfalls durch eine Überdosis Fentanyl sein Leben. Aus seinem Umfeld verlautete, er habe es wegen starker chronischer Schmerzen genommen.

Ein Segen für die Schmerztherapie

In der Tat handelt es sich bei Opioiden um hochwirksame Schmerzmittel. Für die Therapie von schwer kranken Schmerzpatienten sind sie daher heute sicher ein Segen. Diese Indikation ist denn auch die Brücke zu ihrem legalen Erwerb. Doch es gibt zwei gravierende Probleme: Opiate und Opioide bergen das höchste Abhängigkeitspotenzial aller stoffgebundenen Suchtmittel. Und sie verfügen über eine ausgesprochen geringe therapeutische Breite.

Das höchste Abhängigkeitspotenzial aller Suchtstoffe

Das hohe Abhängigkeitspotenzial der Opioide hängt mit ihrer spezifischen Wirkweise zusammen. Sie sind unserem Körper grundsätzlich nicht fremd. Denn unser zentrales Nervensystem kann auch selbst Opioide produzieren. Das bekannteste von Ihnen ist das Endorphin. In Stress- und Schmerzsituationen wird es vom ZNS-System vermehrt ausgeschüttet und dockt an sogenannten Opiatrezeptoren an. So gelangt es in all die Zellen, die das Endorphin zur Hemmung der Schmerzempfindung benötigen. Durch die Einnahme von synthetischen Opioiden werden diese Rezeptoren künstlich aktiviert. Dadurch wird ein ähnlicher Wirkmechanismus ausgelöst wie bei den körpereigenen Opioiden.

Verantwortlich für das stark suchterzeugende Potenzial der Opioide ist ihre ausgeprägt stimmungsaufhellende und bewusstseinsverändernde Wirkung. Denn neben körperlichen Schmerzen werden auch „seelische Schmerzen“ betäubt: Angst, Spannung und Unlust weichen zugunsten von Euphorie, Zufriedenheit und Angstfreiheit. Ein lustbetontes bis ekstatisches Erleben kommt hinzu.

Rasanter Gewöhnungseffekt

Jedoch sind diese Hochgefühle nicht von Dauer. Schon nach wenigen Verabreichungen setzt ein rasanter Gewöhnungseffekt ein. Folglich muss die initiale Dosis rasch gesteigert werden, um den anfangs empfundenen Kick zu wiederholen. Gleiches gilt für die Intervalle zwischen den Einnahmen. Sie müssen ebenso rasch verkürzt werden.

Damit ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt. Denn nicht minder schnell setzen bei zu langem Ausbleiben des „Nachschubs“ Entzugssymptome ein. Diese reichen körperlich von Schwitzen, Frieren und Zittern über Übelkeit, Erbrechen, starke Gliederschmerzen, Fieber und Schlaflosigkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen mit schweren Krampfanfällen und akuten Geistesstörungen. Psychische Entzugssymptome äußern sich in innerer Unruhe, Angstzuständen sowie depressiven Eskalationen bis hin zu Selbstmordgedanken. Gleichzeitig lassen mit zunehmender „Toleranz“ die euphorischen Empfindungen immer mehr nach. Was bei chronischem Missbrauch dann bleibt, ist schließlich die Eintrübung des Bewusstseins und das In-Schach-halten der Entzugssymptomatik.

Ritt auf Messers Schneide: die Nebenwirkungen von Opioiden

Die hier geschilderte Dosierungs- und Einnahmespirale ist beim missbräuchlichen Konsum von Opioiden ein ständiger Ritt auf Messers Schneide. Typisch ist für diesen Wirkstoff nämlich seine geringe therapeutische Breite. Das heißt: Der Dosierungsspielraum ist sehr eng bemessen. Somit ist der Grad einer gefährlichen Überdosis schnell erreicht. Denn neben der erwünschten Wirkung der Schmerzlinderung haben Opioide auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie zum Beispiel die der Atemdepression. Bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch kann dies zum Atemstillstand führen. Die entsprechend hohe Todesrate in den USA belegt dies auf traurige Weise.

Kein Problem bei bestimmungsgemäßem Gebrauch

Die Bezeichnung des „nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs“ bzw. „missbräuchlichen Konsums“ ist erklärungsbedürftig – vor allem für diejenigen, die aus rein medizinischen Gründen auf die Einnahme von Opioiden angewiesen sind. Wenn man nämlich unter der Kontrolle und nach der Anweisung eines in der Schmerztherapie erfahrenen Arztes die Einnahme vornimmt, sind eventuelle Nebenwirkungen gut beherrschbar, Folgeschäden sehr selten und Überdosierungen so gut wie ausgeschlossen.

Hierzu tragen auch die pharmazeutischen Herstellerfirmen bei, selbst wenn gerade sie aufgrund aggressiver Werbepraktiken in den USA heftig unter Beschuss beziehungsweise Anklage stehen (Walmart, Purdue, Mallinckrodt, CVS, Cardinal u.a.). Denn es gibt zum Beispiel mit Retardtabletten und Schmerzpflastern Darreichungsformen, die ihren Wirkstoff gleichmäßig dosiert abgeben. Dadurch wird verhindert, dass es im Körper zu gefährlichen Konzentrationen kommt.

Bei „Missbrauch“ Gefahr der tödlichen Opioid-Dosis

Doch die Sucht nach dem Euphorie-Kick treibt tragisch kreative Blüten: Retardtabletten werden zerstoßen und geschnupft. Schmerzpflaster werden ausgekocht. Letzteres ist der „Klassiker“. Somit kommt auf einen Schwung viel mehr Wirkstoff in den Körper, als zur Schmerzlinderung notwendig und für den bestimmungsgemäßem Gebrauch vorgesehen ist. Dies birgt das Risiko der unbeabsichtigten Überdosierung, eröffnet aber eben auch die Aussicht auf das ultimative Hochgefühl.

Diese Form des Missbrauchs ist jedoch teuer. Daher erfreut sich in den USA der Konsum des billigeren Opioids „Heroin“ wieder zunehmender Beliebtheit. Es ist allerdings schwächer und wird daher mit dem bereits erwähnten, hochwirksamen Fentanyl angereichert. Die hieraus resultierende weitaus höhere Wirksamkeit führt ebenfalls zu unbeabsichtigten Überdosierungen.

Opioid-Abhängigkeit in Deutschland und Europa

Nun sind die Verhältnisse in Deutschland anders als in den USA. Und im vorliegenden Zusammenhang kann man glücklicherweise feststellen: positiv anders. Denn bei uns gibt es die sogenannte Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV). Sie reglementiert das Verschreiben, die Abgabe und den Verbleib von Betäubungsmitteln. Hierunter fallen auch Opioid-haltige Schmerztherapeutika. Außerdem dürfen rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland nicht beworben werden. Darf man daraus aber automatisch den Schluss ziehen, dass es hierzulande keine Probleme mit Opioiden gibt?

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie aus dem Jahr 2018. Sie schätzt die Zahl der Opioid-Abhängigen in Deutschland auf etwa 166.000, davon ca. 42.000 Frauen und 124.000 Männer. Damit nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen mittleren Rang ein. Eine krisenhafte Zuspitzung wie in den USA, so der Drogenbeauftragte, sei aber nicht erkennbar. Denn die Anzahl der derjenigen, die Opioide mit einem hohen Sterberisiko konsumierten, bewege sich seit rund 20 Jahren auf einem relativ gleichbleibenden Level.

Der European Drug Report präzisiert allerdings: Dem EU-Frühwarnsystem für psychoaktive Substanzen seien 50 neue synthetische Opioide gemeldet worden. Viele dieser Substanzen würden in Verbindung mit Überdosierungen, schweren Vergiftungen und Todesfällen in Verbindung gebracht. Dabei gäbe eine von fünf Personen, die sich wegen eines Opioid-bedingten Problems behandeln ließen, nicht Heroin, sondern ein synthetisches Opioid als Primärdroge an.

Fentanyl und Konsorten auch bei uns auf dem Vormarsch?

Ich denke, unterschätzen darf man die Gefahr, dass auch bei uns der missbräuchliche Konsum von Fentanyl und Konsorten auf den Vormarsch gelangen, auf jeden Fall nicht. Denn wenn die Nachfrage groß genug ist, werden Profitgier und Bedarfsdeckung sicher ähnlich illegale Wege finden wie beim Heroin. Dann helfen auch BtMVV und Werbeverbot für verschreibungspflichtige Medikamente wenig. 166.000 Opioid-Abhängige sind allerdings auch so schon Grund genug für eine Entzugsklinik, die Entwöhnung von diesem Suchtstoff ins Behandlungsprogramm aufzunehmen.

Lifespring – Ihr „Bergführer“ für den Opiat-Entzug

Wie immer stellt sich für jemand, der an einem Wendepunkt in seinem Leben angelangt ist, die Frage: Wie vollziehe ich die Wendung? Traue ich mir sie allein zu? Oder benötige ich fremde Hilfe? Aufgrund der risikoreichen und starken Entzugssymptomatik ist von einer Opioid-Entwöhnung ohne fachliche Hilfe unbedingt abzuraten. Schließlich wird sich jemand, der zum ersten Mal einen unbekannten und schwierigen Berg besteigen will, in der Regel auch nach einem Bergführer umsehen.

Bergführer gibt es viele. Doch den richtigen zu finden, ist trotzdem nicht einfach. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen oder bereits den Entschluss gefasst haben, sich aus Ihrer Opioid-Abhängigkeit zu lösen, könnte die Privatklinik Lifespring in Bad Münstereifel Ihr „Bergführer“ sein. Denn hier hat man sich auf den Entzug stofflich gebundener Süchte, so auch auf die Entgiftung und Entwöhnung von Opioiden, spezialisiert.

Einmalige Spezialisierung und hohe Expertise bei Entgiftung und Entwöhnung

Diese Spezialisierung ist einmalig. Entsprechend hoch ist die Expertise von Lifespring bei der Entgiftung und Entwöhnung von Opioiden. Die Entgiftung wird mithilfe einer innovativen Kombination von Neuro-Elektrischer Stimulation (NES) und einer speziellen, ausgefeilten Medikation durchgeführt. Auf diese Weise hat die Lifespring-Privatklinik bereits zahlreiche Entgiftungsbehandlungen bei Opioid­abhängigen Patienten erfolgreich durchgeführt. Die Entgiftung erfolgte in kurzer Zeit, mit ungewöhnlich geringen Abbruchquoten. Die Patienten zeigten sich danach in guter körperlicher Verfassung.

Nach der Entgiftung startet eine auf modernsten therapeutischen Erkenntnissen beruhende ganzheitliche Behandlung. Sie umfasst die individuelle Ursachenforschung Ihrer Sucht, eine intensive und ganz speziell auf Sie zugeschnittene psychotherapeutische Intervention sowie modulare Komplementärbehandlungen (z. B. Achtsamkeits-, Bewegungs-, Drama- und Kunsttherapie). Zusammen mit einem ebenso maßgeschneiderten Nachsorgekonzept zielt dies alles darauf ab, Ihnen ein dauerhaft suchtbefreites Leben zu ermöglichen. Weiterführende Informationen finden Sie auf unserer Webseite.

Kleines Opium-Lexikon

(Roh-)Opium:

Herkunftspflanze ist der Schlafmohn. Dieser zählt zu den Mohngewächsen. Opium wurde daher früher auch als „Mohnsaft“ bezeichnet. Gewonnen wird er aus den unreifen Samenkapseln: Diese ritzt man an, so dass ein Milchsaft austritt. Über Nacht wandelt sich dieser durch natürliche Trocknung und Oxidation in eine dunkle, kristalline Masse um. Dieses „Rohopium“ wird dann von der Kapsel abgeschabt und je nach Verwendungszweck weiterverarbeitet.

Morphin:

Rohopium besteht zu rund einem Viertel aus Alkaloiden. Das sind organische, meist alkalische Verbindungen. Das „prominenteste“ Opium-Alkaloid ist das Morphin. Seine heilende und berauschende Wirkung machten sich wohl schon die alten Ägypter zunutze. Zu pharmakologischen Zwecken isoliert und als Schmerzmittel unter dem Namen „Morphium“ (nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume) auf den Markt wurde es aber erst im 19. Jahrhundert. Heute überwiegt die verkürzte Bezeichnung „Morphin“.

Opiate:

Ursprünglich wurde der Begriff für opiumhaltige Arzneimittel (z. B. Opium-Tinktur), später auch für Arzneimittel aus Opium-Alkaloiden verwendet. Heute werden damit meist Medikamente bezeichnet, die aus diesen als halbsynthetische Derivate hergestellt sind. Bekanntester Vertreter der Opiate ist das Morphin als Hauptalkaloid des Opiums.

Opioide:

Alternativ zu den „Opiaten“ kommt oft der Terminus „Opioide“ zum Einsatz. Beide Begriffe werden im Sprachgebrauch überwiegend synonym verwendet. Man trifft aber auch auf Bedeutungsunterschiede: So werden „Opioide“ ebenso als Sammelbegriff für natürliche und (semi-)synthetische Substanzen aufgefasst, die morphinartige Eigenschaften aufweisen. Man unterscheidet körpereigene (endogene) Opioide (z. B. Endorphin) von therapeutisch oder missbräuchlich zugeführten (exogenen) Opioiden (z. B. Fentanyl).

Heroin:

Hierbei handelt es sich um ein Derivat des Morphins. Morphin wurde beim deutsch-französischen Krieg 1879/71 in großen Umfang zur Behandlung von Verwundeten eingesetzt. Viele von Ihnen wurden daraufhin morphinabhängig. Daraufhin entwickelte man über verschiedene chemische Prozesse das sogenannte Diamorphin. Ziel war ein Schmerzmittel, welches unter Vermeidung des Abhängigkeitsrisikos ähnlich schmerzlindernd wirkt wie Morphin. Als die Substanz jedoch unter dem Namen „Heroin“ auf den Markt kam, stellte sich heraus: Wirkt zwar viel stärker als Morphin, birgt aber ein noch viel höheres Abhängigkeitsrisiko. Heute gehört Heroin deshalb zu den illegalen Suchtmitteln. Sein Besitz, Anbau und Handel sind nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz verboten und werden strafrechtlich verfolgt.

BERATUNG FÜR EIN FREIES LEBEN OHNE SUCHT

In der LIFESPRING-Privatklinik sind Sie beim Thema „Sucht“ genau an der richtigen Adresse. Wir sind rund um die Uhr für Sie erreichbar.

Schreiben Sie uns eine Nachricht oder rufen Sie an.



    WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner