Typisch private Entzugsklinik?
Die Tour de France 2019 verläuft aus deutscher Sicht mit der Top-Ten-Platzierung von Emanuel Buchmann erfreulich. Erinnerungen an Jan Ulrich werden wach. Doch sein Name lässt auch andere Bilder lebendig werden: Die des gebrochenen Helden, der sich mit vom Alkoholmissbrauch gezeichnetem Gesicht in eine private Suchtklinik begibt. Und: der dennoch über genügend Muße sowie finanzielle Ressourcen verfügt, um es gleichzeitig in einem benachbarten Luxusressort kräftig „krachen“ zu lassen.
Nur für gut situierte Menschen mit Privatversicherung?
Kein Wunder, wenn dies Vorurteile schürt: typisch Privatklinik, eben nur etwas für Bessergestellte und ausufernd lebende Promis. Daher erscheint es verständlich, dass auch die Onlinepräzens der privaten Sucht- und Entzugsklinik Lifespring in Bad Münstereifel mit User-Kommentaren bedacht wird, wie: „Nur für gut situierte Menschen!“, „Nichts für Normalverdiener“, „Auch bei Sucht Klassenunterschiede?“, „Es gibt auch gute Kliniken, die nichts kosten“ oder „Geldmacherei“.
In diesem Zusammenhang muss ich an meinen letzten Besuch bei Lifespring denken. Anlass war das Sommerfest am 28. Juni. Dort kam ich mit einem Patienten ins Gespräch, der sich als „Alki“ vorstellte. Anschließend erzählte er über die Entwicklung seiner Sucht. Er habe mit hohem täglichem Einsatze einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau aufgebaut. Nun sei er – mit 70! – dabei, sich zurückzuziehen. In die dadurch entstandenen ungewohnten Freiräume habe sich zunehmend der Alkohol eingeschlichen. 5 bis 6 Flaschen Wein am Tag seien zuletzt keine Seltenheit gewesen. Nun habe er erkannt, dass er hieran etwas ändern müsse, es ohne fremde Hilfe aber nicht schaffe. Deshalb sei er hier. Ein bodenständiger Mensch also, und kein ausschweifend lebender Promi.
Eine interessante Gegenüberstellung der Kosten unserer Suchtklinik
Anhand dieses Beispiels möchte ich folgende Rechnung aufmachen: Setzen wir für eine Flasche Wein einen Preis von 5,00 Euro an und gehen von 5,5 Flaschen pro Tag aus. Nach diesen Maßgaben kostet eine Tagesration Alkohol 25,50 Euro. Dies macht im Jahr 10.037,50 Euro. Stellen wir dem die Kosten für einen dreiwöchigen Aufenthalt in der Entzugsklinik Lifespring gegenüber. Drei Wochen, weil dieser Zeitraum wird in den einschlägigen S3 Leitlinien für einen qualifizierten Entzug als Minimum empfohlen. Dann komme ich bei einem Tagessatz bei Lifespring in Höhe von 650 Euro auf insgesamt 13.650 Euro. Diesen Preis hat der vorhin erwähnte Patient nach rund vierzehneinhalb Monaten Alkohol-Enthaltsamkeit wieder raus – den Gewinn an Lebensqualität noch gar nicht mit eingerechnet.
Gute Entzugskliniken, die nichts kosten?
Dennoch wäre diese Rechnung wenig lukrativ, wenn es tatsächlich – wie ein User-Kommentar behauptet – gute Entzugskliniken gäbe, die nichts kosten. Wahr ist an dieser Behauptung, dass es neben Lifespring auch andere gute Kliniken gibt. Aber dass diese Kliniken nichts kosten, ist leider ein Wunschgedanke. Denn nicht umsonst klagen die Kostenträger, wie zum Beispiel die privaten und gesetzlichen Krankenkassen, über explodierende Krankenhauskosten.
Allerdings kann die gängige Bezahlpraxis nicht privater Kliniken, und das ist der Großteil der stationären Einrichtungen, bei gesetzlich krankenversicherten Patienten leicht den Eindruck der kostenlosen Behandlung erwecken. Seine Aufwendungen rechnet das Krankenhaus in diesen Fällen nämlich direkt mit der jeweiligen Krankenkasse ab. Der Patient erhält hierüber keine weitere Information oder Aufstellung. Er muss lediglich eine gesetzlich festgelegte und im Vergleich zu den tatsächlichen Behandlungskosten relativ moderate Zuzahlung leisten.
Der Eindruck, dass die Behandlung in nicht privaten Krankenhäusern für gesetzlich versicherte Patienten kostenlos ist, trügt allerdings. Denn sie bezahlen dafür letztlich über ihre oft genug steigenden Krankenkassenbeiträge. Diese decken allerdings nur den Behandlungsaufwand ab. Investitionskosten, wie die Anschaffung neuer Apparate oder bauliche Maßnahmen, werden daher ebenso letztlich aus Steuergeldern bezahlt.
Die duale Finanzierung ist unter Krankenhausexperten höchst umstritten. Denn zahlreiche der nicht privaten Kliniken arbeiten defizitär. Dies hängt auch damit zusammen, dass die nicht privaten Krankenhäuser für jede Indikation, also auch einen qualifizierten Entzug, nur pauschalierte Behandlungskosten (Fallpauschalen) in Rechnung stellen dürfen. Bleibt eine Unterdeckung der tatsächlichen Aufwendungen über, wird diese ebenfalls aus Steuergeldern ausgeglichen. Diese Option hat eine Privatklinik eben nicht. Insofern erklärt es sich von selbst, dass der Tagessatz von Lifespring die tatsächlichen(!) Kosten auf jeden Fall abdecken muss. Und tatsächliche Kosten bedeutet hier: nicht nur die Aufwendungen der Behandlung, sondern auch die der Investitionen.
Konzeptbedingter Tagessatz in unserer Suchtklinik
Bei Lifespring ist die Höhe des Tagessatzes zudem konzeptbedingt. Ein überdurchschnittlich hoher Personalstand bei vergleichsweise geringer Bettenzahl ermöglicht eine ausgesprochen intensive und individualisierte Therapie. Dies verursacht pro Patient zwangsläufig mehr Kosten als die Behandlung in einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung, die über deutlich mehr Aufnahmekapazitäten bei vergleichsweise niedriger Personaldecke verfügt. Gerade dieser oft (zu) knapp bemessene und Sparzwängen geschuldete Personalschlüssel verantwortet in vielen nicht privaten Krankenhäusern die allseits bekannten Versorgungsengpässe und Pflegenotstände.
Hinzu kommt bei Lifespring eine deutlich „wohnlichere“ Ausstattung und anspruchsvollere Verpflegung abseits der sonst üblichen Klinikstandards. Dies soll Menschen, die während des Entzugs eine schwere Zeit durchmachen, auffangende und stabilisierende Rahmenbedingungen bieten und somit zum Erfolg der Therapie beitragen. Dies hat seinen Preis und mit „Geldmacherei“ wenig zu tun.
Lifespring Entzugsklinik auch für Normalverdiener und gesetzlich Versicherte!
Ob man diesen Ansatz für sich als richtig erachtet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Als finanzieller „Normalo“ bin ich allerdings ebenfalls bei all denjenigen, die fordern: Der Verdienst- und Versicherungsstatus eines Patienten sollte bei dieser Entscheidung eine möglichst untergeordnete Rolle spielen. Das sieht man in der privaten Entzugsklinik Lifespring keineswegs anders. Deshalb bietet man hier auch „Normalverdienern“ eine offene Tür und Unterstützung bei der Finanzierbarkeit an. Zudem gibt es bei gesetzlich Krankenversicherten durchaus die Möglichkeit einer Kostenerstattung. So beteiligt sich zum Beispiel die Techniker Krankenkasse bis zu 50 Prozent an den Kosten einer Behandlung bei Lifespring. Wenn zusätzlich eine private Zusatzversicherung fürs Krankenhaus besteht, reduziert sich der verbleibende Eigenanteil je nach Tarif noch einmal deutlich.
Ein Preis bleibt bei der Suchtbekämpfung immer gleich!
Einen Preis wird der Entzug allerdings immer haben, egal, wo Sie sich behandeln lassen: Ihren persönlichen Einsatz und Willen! Das was Sie im Gegenzug gewinnen, übersteigt den Wert des Geldes allerdings bei weitem. Lohnt es nicht, angesichts dieser Aussicht finanzielle Therapiekosten wie die in der Privatklinik Lifespring viel eher als Investition zu sehen? Mit dieser Frage möchte ich den aktuellen Blog beschließen. Denn die Antwort hierauf kann wiederum nur jeder für sich selbst finden.